Endes des Monats werden Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde eine Atom-Anlage nahe Ghom besuchen.

Teheran. Der Iran will seine neue Anlage zur Anreicherung von Uran am 25. Oktober für Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) öffnen. Darauf verständigte sich IAEA-Chef Mohamed ElBaradei am Sonntag in Teheran mit dem Leiter des iranischen Atomprogramms, Ali Akbar Salehi. Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad lobte nach einem Treffen mit ElBaradei die „gute Zusammenarbeit“ zwischen seiner Regierung und der IAEA.

Eine „umfassende Visite“ der Anlage nahe der Stadt Ghom sei wichtig, um die angeblich friedliche Ausrichtung des iranischen Atomprogramms zu überprüfen, sagte ElBaradei. Die Atompläne des Irans seien weiter „beunruhigend“. Der Führung in Teheran wird zur Last gelegt, unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung Atomwaffen anzustreben. Der Iran hatte die Existenz seiner zweiten Anlage zur Urananreicherung erst Ende September eingeräumt.

Bereits am 19. Oktober sollen Vertreter des Iran, der USA, Russlands und Frankreichs am IAEA-Sitz in Wien über die mögliche Anreicherung von iranischem Uran im Ausland verhandeln, wie ElBaradei weiter mitteilte. Bei dem Treffen sollten die „technischen Details“ für ein entsprechendes Abkommen ausgearbeitet werden.

Zwischen dem Iran und der IAEA gebe es jetzt „keine ungeklärten Fragen“ mehr, sagte Ahmadinedschad einem Bericht der Nachrichtenagentur Isna zufolge. „Wegen der guten Zusammenarbeit sind wichtige Aspekte gelöst worden.“

Der Iran hatte ElBaradei bei den internationalen Atomgesprächen in Genf nach Teheran eingeladen. Bei den Gesprächen am vergangenen Donnerstag hatten sich Vertreter aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Russland, China und den USA mit Abgesandten des Iran bereits grundsätzlich auf eine IAEA-Inspektion in der Anlage von Ghom verständigt.

Wie die „New York Times“ berichtete, verfügt der Iran nach einer vertraulichen Analyse der IAEA über genügend Informationen für die Entwicklung und den Bau einer „funktionierenden“ Atombombe. Neben den Informationen von ausländischen Experten habe das Land sein Wissen durch eigene umfangreiche Forschung und Tests ausgebaut, meldete das Blatt unter Berufung auf europäische Regierungsvertreter.

Nach Angaben der Zeitung wurden für den Bericht mit dem Titel „Mögliche militärische Dimensionen des Iranischen Nuklearprogramms“ eine Reihe von Atomwaffenexperten innerhalb und außerhalb der IAEA herangezogen. Darin ist von einem komplexen Programm unter Leitung des iranischen Verteidigungsministeriums die Rede. Ziel sei die Entwicklung einer atomaren Sprengladung für Shahab-3-Raketen - diese können den Nahen Osten oder Teile Europas erreichen. Nach Informationen der IAEA begann des Programm bereits Anfang 2002.

Wie weit die Arbeit an der Atombombe bereits fortgeschritten ist, lässt der Bericht offen. Zudem weist er in seiner Einleitung darauf hin, dass es sich nur um vorläufige Schlussfolgerungen handele, die weiterer Bestätigung bedürften. Die bisherigen Indizien für das Programm stammten demnach von eigenen Ermittlungen sowie von Geheimdiensten.

Laut „New York Times“ gehen die Schlussfolgerungen der vertraulichen IAEA-Analyse weiter als die bisher öffentlich vertretenen Positionen der meisten Regierungen einschließlich Washingtons.