Als somalische Piraten den saudiarabischen Supertanker “Sirius Star“ entführten, haben sie sicherlich nicht mit einer so fetten Beute gerechnet. An Bord befinden sich rund zwei Millionen Barrel Rohöl im Wert von rund 100 Millionen Dollar.

Dubai. Die Reederei Vela International, eine Tochter des saudiarabischen Konzerns Aramco, hatte heute den Wert der Ladung bestätigt. Weiter hieß es, dass es den 25 Besatzungsmitgliedern gut gehe und an der der Freigabe des Schiffes gearbeitet werde. Die Crew der "Sirius Star" kommt aus Kroatien, Großbritannien, den Philippinen, Polen und Saudi-Arabien. Laut dem Außenamt in London waren mindestens zwei Briten an Bord. Allerdings ist nicht anzunehmen, dass die Piraten die Besatzung schlecht behandeln, da es ihnen vorrangig um die Erpressung von Lösegeld geht.

Die 330 Meter lange "Sirius Star" ist das größte Schiff, das am Sonntag von somalischen Piraten entführt wurde. Es war offensichtlich ihr Ziel, den Tanker in den somalischen Hafen Eyl zu bringen. Dieser Hafen gilt als deren Rückzugsort, wo sie zahlreiche andere gekaperte Schiffe vor Anker gelegt haben. Auffällig an der Entführung war, dass die Piraten das Schiff außerhalb ihres üblichen Operationsgebietes kaperten.

In der Nacht ankerte die "Sirius Star" vor der Hafenstadt Harardhere, etwa 430 Kilometer von Eyl entfernt. Augenzeugen erklärten, das Schiff liege nur wenige Kilometer vor der Küste. Zahlreiche Schaulustige seien gekommen, um den Tanker zu sehen. US-Leutnant Nathan Christensen, ein Sprecher der 5. US-Flotte, erklärte, er rechne nicht damit, dass amerikanische Kriegsschiffe den gekaperten Tanker umstellen würden. Man sei jedoch sehr besorgt, denn der Angriff zeige, dass die Piraten auch größere Schiffe weit auf See in ihre Gewalt bringen könnten.

Die NATO erklärte, sie habe derzeit keine Pläne, den Tanker und seine Besatzung aus den Händen der Piraten zu befreien. Sprecher James Appathurai erklärte heute in Brüssel, das Mandat der NATO beziehe sich nicht auf Schiffe, die außerhalb des patrouillierten Gebiets entführt würden. Derzeit patrouillieren im Golf von Aden drei Kriegsschiffe, um Piraten abzuschrecken.