Tausende Kilometer Küste könnten verseucht werden, warnt Greenpeace-Experte im Abendblatt. Hier geht’s zur Bildergalerie.

Hamburg/Nairobi. Die Piraten am Horn von Afrika drohen mit einer Ölkatastrophe unvorstellbaren Ausmaßes. Sie fordern für den gekaperten saudischen Supertanker "Sirius Star" ein Lösegeld von 20 Millionen Euro: "Die Saudis haben zehn Tage Zeit, sonst greifen wir zu Maßnahmen, die katastrophal sein können." Das sagte einer der Piraten telefonisch der Nachrichtenagentur AFP. "Lange Diskussionen zur Regelung der Angelegenheit" würden nicht akzeptiert.

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Der Terrorismusexperte Rolf Tophoven warnte vor einer Bedrohung völlig neuer Qualität. "Das ist maritimer Terrorismus in großem Stil", sagte er dem Abendblatt und beklagte "die Ohnmacht" der westlichen Staaten. "Die Piraten wissen, welches furchtbare Faustpfand sie in der Hand haben." Die "Sirius Star" mit zwei Millionen Barrel (je 159 Liter) Rohöl an Bord ankert derzeit vor Harare, einer Piratenhochburg in Somalia. Christian Bassau, Ölexperte von Greenpeace, forderte, die Drohungen der Piraten "sehr ernst zu nehmen". Mit dem Öl ließe sich eine "gewaltige ökologische und ökonomische Katastrophe herbeiführen", sagte er dem Abendblatt. Sollte das Öl auslaufen, wären Tausende Kilometer verseuchter Küsten, unzählige tote Meerestiere ebenso die Folge wie letztlich der Verlust von Hunderttausenden Arbeitsplätzen.

Unklar ist, wie die Piraten ihre Drohung eines maritimen Super-GAUs wahr machen wollen. "Am leichtesten ist es, über die an Bord eingebauten Pumpen das Rohöl ins Wasser laufen zu lassen", sagt Dirk Lindenau, Konstrukteur von Tankerneubauten in Kiel. Um das Öl in Brand zu setzen, müssten dagegen einige Sprengungen ausgeführt werden, sagte der Experte dem Abendblatt. Dazu kommt: Der Supertanker hat mindestens 20 einzelne Tanks, die jeweils geschützt sind. Auch durch den Beschuss der doppelten Außenhülle würde voraussichtlich zunächst allenfalls einer der Tanks leck werden. Durch das Öffnen der Seeventile ließe sich der Tanker auf Grund setzen, weil er mit Salzwasser volllaufen würde.

Russland sandte unterdessen weitere Kriegsschiffe in die Region. Auch die EU will fünf Kriegsschiffe in den Golf von Aden schicken. Terrorismusexperte Tophoven warnte allerdings vor einer militärischen Befreiungsorganisation. Ein Einsatz würde massiv das Leben der 25 Besatzungsmitglieder gefährden. Zudem bliebe den Kidnappern genügend Zeit, ihre Drohung wahr zu machen.


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