Tanker “Sirius Star“ ankert vor Somalia. Fregatte “Karlsruhe“ der Bundeswehr verhindert Übergriffe auf zwei Schiffe. Hier geht's zur Bildergalerie.

Nairobi/Manama. Somalische Piraten haben gestern mit ihrer millionenschweren Beute, dem Supertanker "Sirius Star", einen ihren Schlupfwinkel erreicht. Das 330 Meter lange Schiff ging in der Nähe der Stadt Hobyo vor der Küste Somalias vor Anker. Dort wollen die Piraten jetzt den Ausgang der Verhandlungen um das Lösegeld für das Schiff und seine 25 Besatzungsmitglieder abwarten. Noch sind keine Forderungen der Piraten bekannt. Die Seeräuber hatten den voll beladenen Tanker des saudischen Ölkonzerns Aramco am Sonnabend vor der kenianischen Küste gekapert. Es ist das bislang größte Schiff, das die Piraten gekapert haben.

Der Tanker hat nach Angaben aus Saudi-Arabien zwei Millionen Barrel (318 Millionen Liter) Rohöl mit einem aktuellen Marktwert von rund 100 Millionen US-Dollar (gut 79 Millionen Euro) geladen und war auf dem Weg in die USA, als er von den Seeräubern aufgebracht wurde. Entgegen bisheriger Praxis schlugen die Piraten nicht vor der somalischen Küste zu, sondern weiter südlich vor der Küste Kenias.

Video: Indische Marine versenkt Piratenboot

Hier geht’s zum Videoportal

Die 25 Besatzungsmitglieder - zwei Briten, zwei Polen, ein Kroate, ein Saudi und 19 Philippiner - sind nach Angaben der saudischen Betreiber-Gesellschaft Vela International Marine unversehrt. "Wir bemühen uns um ihre sichere und baldige Rückkehr", hieß es in einer Mitteilung.

"Das Beste in so einer Lage ist Deeskalation", sagte Max Johns, Sprecher vom Verband deutscher Reeder, dem Hamburger Abendblatt. Die Situation sei unberechenbar, man könne nur warten, dass die Sache friedlich ende.

Unterdessen haben Piraten am gestrigen Dienstag vor der Küste des Jemen ein Frachtschiff aus Hongkong gekapert. Die Piraten hätten den Frachter "Delight" mit 25 Besatzungsmitgliedern an Bord im Golf von Aden in ihre Gewalt gebracht, meldete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf das Such- und Rettungszentrum der chinesischen Schifffahrt. Das Schiff mit 36 000 Tonnen Weizen an Bord war zum iranischen Hafen Bandar Abbas unterwegs.

Die deutsche Fregatte "Karlsruhe" dagegen hat zwei Schiffe im Golf von Aden vor Piratenangriffen geschützt. Ein bewaffneter Marine-Hubschrauber sei am Montag dem äthiopischen Handelsschiff "Andinet" zur Hilfe geeilt, das von zwei Motorbooten attackiert wurde, teilte die Marine gestern mit. Auch der britische Tanker "Trafalgar" meldete den Angriff von acht bis neun Speedbooten, mit Eintreffen des Marine-Hubschraubers hätten die Angreifer dann vom Schiff abgelassen. Die Vorfälle ereigneten sich 50 Kilometer südlich der jemenitischen Küste. Die Fregatte war auf dem Weg von Doha nach Safaga in Ägypten. Piraten griffen in diesem Jahr laut dem International Maritime Bureau in London mindestens 92 Schiffe vor Somalias Küste an, eine Verdopplung gegenüber 2007. 14 Schiffe sollen sich mit mehr als 260 Besatzungsmitgliedern noch in den Händen von Entführern befinden. Darunter ist auch der ukrainische Frachter "MV Faina" mit seiner Ladung von 33 Kampfpanzern und leichten Waffen, die für Kenia bestimmt sind. Nach jüngsten Berichten versuchen die Piraten inzwischen, einen Teil der Ladung zu löschen.

Somalia, von wo mutmaßlich die meisten Piraten stammen, ist seit dem Beginn des Bürgerkrieges 1991 ein Land mit chaotischen Verhältnissen. Der Seeweg vor Somalia ist weltwirtschaftlich von großer Bedeutung, da er zum Suez-Kanal führt. Durch den Kanal werden 30 Prozent der globalen Öl-Lieferungen verschifft.

Ab Dezember sollen vor Somalias Küste europäische Kriegsschiffe den Seeverkehr schützen. Über die deutsche Beteiligung an der EU-Mission "Atalanta" werden Bundesregierung und Bundestag entscheiden. Die deutsche Marine will sich mit einer Fregatte beteiligen. Infrage kommt die "Karlsruhe".