IOC musste einräumen: China hatte für Journalisten nur arbeitsbezogenen, aber nicht vollständigen Internetzugang zugesagt.

Peking/Berlin. Wenige Tage vor Eröffnung der Olympischen Spiele in Peking wächst die weltweite Kritik an der Medienzensur in China. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) forderten die chinesische Regierung auf, ihre Versprechen zur Pressefreiheit einzuhalten. Steinmeier sagte dem "Spiegel: "Ich verstehe nicht, warum die chinesische Regierung mit der Begrenzung des Internetzugangs erneut weltweite Skepsis geweckt hat." Schäuble forderte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS): "Die Korrespondenten dürfen nicht in ihrer Arbeit behindert werden." Man solle jedoch auch Respekt vor der Entwicklung Chinas und vor der Größe der Probleme haben und auch Kritik immer respektvoll äußern.

Auch führende deutsche Zeitungen sowie Fernsehsender kritisierten die Zensur und andere Beschränkungen der Pressearbeit. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sagte der FAS, die Organisatoren hätten die Zusage nicht eingehalten, den ausländischen Journalisten die Arbeitsmöglichkeiten zu geben, die sie in anderen Ländern mit Pressefreiheit hätten.

Ins Zentrum der Kritik rückte IOC-Chef Jacques Rogge. Der Belgier dementierte am Sonnabend vehement Vermutungen, es habe eine geheime Übereinkunft mit China über den Internetzugang für Journalisten gegeben. "Es gab keinen Deal oder so etwas, Einschränkungen zu akzeptieren", sagte er"Ich entschuldige mich nicht für etwas, wofür das IOC nicht verantwortlich ist", fügte Rogge hinzu.

IOC-Kommunikationschefin Giselle Davies gab zu, dass China entgegen den Mitteilungen ihrer Organisation keinen kompletten Zugang zum Internet zugesagt hat. "Was aber China versprochen hat, sind alle Möglichkeiten für die Medien, ihre Arbeit zu machen, ihre Reportagen, sie zu schicken und sie zu verbreiten."

Chinas Behörden hatten die Internetzensur am Freitag leicht gelockert. Nach Angaben von dpa ist die Seite der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch weiter blockiert. Der US-Sender Radio Free Asia war erreichbar, nicht aber die Katholische Agentur Asia News, die Seiten chinesischer Dissidenten und der tibetischen Exilregierung.

Eine Freiheit zumindest ist bei den Spielen neu: Das IOC hat den Athleten erstmals erlaubt, ein auf der Website einsehbares Tagebuch oder Blog zu führen. Meinungsäußerungen sind darin möglich. Für die Blogs gibt es jedoch strenge Regeln.