Boykott! Selbstverständlich, was denn sonst? Ich kann das Gerede der Profi-Olympioniken von den Weltspielen der Jugend, die ein ach so friedliches Signal aussenden, nicht mehr hören. Der Veranstalter dieser Olympischen Spiele ist nicht friedlich und wird durch diese Mega-Kommerz-Sport-Veranstaltung auch nicht friedlicher. Im Gegenteil, jetzt wird erst noch einmal kräftig geholzt im eigenen Land, damit auch wirklich alles ruhig ist, wenn denn das Feuer durch China getragen und letztlich im Stadion entzündet wird.

Die Olympischen Spiele der Neuzeit sind lange schon kein Sportfest mehr, wenn sie es denn jemals waren. Ihre Vergabe erfolgt nach politischen Regeln. Sportpolitischen wie auch weltpolitischen. Und da ist dann halt auch mal das eine oder andere Land dazwischen, das die Kriterien der westlichen Welt - und hier entstanden die Spiele der Neuzeit ja nun einmal - nicht so ganz erfüllen kann oder will.

Um es klar zu sagen: Die Spiele hätten gar nicht erst nach China vergeben werden dürfen. Menschenrechte werden dort tagtäglich mit Füßen getreten, nicht nur in Tibet. Dort ist es im Moment nur besonders augenfällig. Die chinesische Staatsführung bemüht sich derzeit besonders intensiv, den Eindruck zu erwecken, im Land sei alles in Butter. Die Rate der Todesurteile sinke, und um die Umwelt werde sich auch gekümmert. Reine Placebo-Rhetorik.

Tatsächlich wissen all die Länder, die ihre Athleten in wenigen Wochen zu den Spielen schicken, sehr wohl um die Defizite. Und sie verschließen davor die Augen. Nicht weil China in Sachen Menschenrechte durch die Spiele auf einen besseren Weg gebracht würde. Sondern weil der Handelsriese nicht vergrätzt werden soll. Und nur deshalb wird es auch leider keinen Boykott geben.