Kommentar

In den Bestsellerlisten findet sich derzeit an prominenter Stelle der Insiderbericht eines deutschen Afghanistan-Soldaten. Es ist ein beklemmender Einblick in eine Mission, die demnach unter Ausrüstungsmängeln, Führungsinkompetenz, Bürokratie und dem bewussten Herunterspielen der Gefahren am Hindukusch leidet.

Nach Analyse britischer Experten steht Afghanistan am Abgrund, auch dem bislang ruhigen Norden drohe der Krieg. Empfohlen wird der Einsatz von 80 000 Mann Kampftruppen. Zu Erinnerung: Die Afghanistan-Mission begann einst mit 6000 Soldaten, derzeit sind es 45 000. Und ein Ende der Eskalation ist nicht abzusehen; über die pakistanische Grenze hinweg erhalten die Taliban ständig Nachschub an Kämpfern und Waffen. Dies sind Fakten, die dem deutschen Volk und den für diesen Einsatz vorgesehenen Bundeswehrsoldaten nicht vorenthalten werden sollten.

Hier geht es nicht um ein "robustes" Mandat, wie es beschönigend heißt, sondern um einen Kriegseinsatz, in dem gekämpft und gestorben werden könnte. Bereits jetzt ist es den meisten Deutschen schwer vermittelbar, warum eigentlich unsere Soldaten ihr Leben 6000 Kilometer von der Heimat entfernt zur Befriedung eines archaischen Landes einsetzen sollen.

Nun, dies dient immerhin der internationalen Sicherheit, der Eindämmung des Terrorismus und somit auch uns. Deutschland ist Mitglied der Nato und hat damit bestimmte Verpflichtungen. Dass die Bundeswehr notfalls mit Waffengewalt in ihrem eigenen Verantwortungsbereich für Sicherheit sorgt und Verbündeten hilft, ist kein unbilliges Ansinnen.

Sofern sie dafür die bestmögliche Ausrüstung bekommt. Und sofern die politische Führung sich weiter dagegen verwahrt, dass die Bundeswehr in eine unkontrollierbare militärische Eskalation geworfen wird. Denn dafür hätte die Regierung kein Mandat ihres Souveräns, des Volkes.