Rolfeckard Giermann (60) kennt den Irak seit 28 Jahren. Einst war er Handelsattache der DDR, heute ist er im Zweistromland oft als eine Art Handelsreisender unterwegs. Er kennt Land und Leute und "natürlich" auch das Haus, in dem die Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) sich "verschanzt haben", wie er sagt: "Das ist wie eine Festung." Sie liegt wie die deutsche Botschaft im Stadtteil Mansur - ein Stück weit davon entfernt, aber nicht weit von dem Punkt, wo die BND-Mitarbeiter nach "Panorama"-Informationen im April 2003 den Amerikanern den Aufenthalt von Mitgliedern der Saddam-Regierung bestätigten und angeblich eine Bombardierung auslösten. Der BND bestreitet dies allerdings.

Offiziell firmiert die BND-Außenstelle als "Bayerische Wirtschaftsvertretung", sagte Giermann dem Abendblatt. "Aber die Iraker wissen, wer dort wohnt und was dort gemacht wird." Doch da die Deutschen als Freunde gelten, weil sie keine Soldaten in den Irak-Krieg schickten, hätten die Iraker sie gewähren lassen. Giermann sagt, er selbst habe keinen Kontakt zu den BND-Mitarbeitern. Er kenne sie nicht. Was er über sie weiß, erzählen ihm irakische Freunde.

Die vor kurzem entführte Archäologin Susanne Osthoff, die er bei seiner letzten Reise in den Irak von September bis November kennen lernte, habe sicher "vernünftige Kontakte zu den BND-Leuten gehabt", sagt Giermann. Sie sei keine Spionin gewesen. "Aber sie ist in Gegenden gewesen, wo sonst niemand hinfährt. Wenn man dann von Kämpfen hört, sagt man denen Bescheid, die man kennt", sagt Giermann." Das ist dort so. Ich informiere da auch, aber eher den Botschafter."

Giermann selbst hat es nicht erstaunt, daß die beiden BND-Mitarbeiter während des Krieges im Irak geblieben sind. Er hält aber nicht viel von deren Arbeit. "Die haben sich fast nie aus ihrem Haus herausbewegt und haben so Informationen aus dritter oder vierter Hand", sagt er. "Sie werden nicht besonders ernst genommen." Als Geschäftsmann halte er sich ohnehin fern von allen Geheimdiensten.

Sein Unternehmen TASCO aus Hennigsdorf bei Berlin ist ein "auf den Irak und Syrien spezialisiertes Im- und Exporthaus". Es beschäftige sich mit Lieferungen und dem Aufbau und der Rekonstruktion von Krankenhäusern, Zementfabriken und Molkereien auch im sicheren Norden des Landes.

Deutsche, so sagt er, könnten dort noch viel mehr Geschäfte machen, wenn das Auswärtige Amt die Einschätzung der Sicherheitslage in dem kurdischen Teil vom gefährlichen Rest des Irak abkoppeln würde. "Die Stadt Erbil ist heute sicherer als Bukarest" sagt er. Man müsse noch nicht einmal den bedrohlichen Landweg von Bagdad nehmen, sondern könne mit Linienmaschinen direkt von Frankfurt fliegen.