Außenminister sieht Sicherheit des Westens bedroht. Israels Vize-Regierungschef: “Iran gefährlicher als Saddam.“

Berlin. Die größte Bedrohung für die künftige Sicherheit des Westens und der ganzen nahöstlichen Region sehen Experten aus den USA, Israel und Europa in der Kombination von religiösem Fundamentalismus mit Atomwaffen.

Auf dem 6. Europäisch-Israelischen Dialog im Verlag Axel Springer in Berlin warnten hochrangige Politiker wie Bundesaußenminister Joschka Fischer, CDU-Chefin Angela Merkel oder Israels Vize-Regierungschef Ehud Olmert vor einem nuklear bewaffneten Iran und der Zerstrittenheit des Westens angesichts des islamistischen Terrors.

Für Joschka Fischer stellt sich diese Zukunftsvision als "Alptraum" dar. "Ein atomar bewaffneter Iran würde die strategischen Strukturen vollständig verändern", warnte er in Berlin vor den 120 Teilnehmern.

Angela Merkel stellte die Frage, welches Drohpotential der Westen gegenüber Teheran überhaupt habe, falls sich das Land nicht an Absprachen halte: "Der Iran spielt mit dem Westen und beobachtet sehr genau: Wie einig ist der Westen, wie weit ist er bereit zu gehen?" Nach Ansicht der CDU-Politikerin haben die USA durch den Irak-Krieg bereits ihre volle Handlungsfähigkeit an anderen Plätzen der Welt verloren; die militärischen Fähigkeiten Amerikas seien eingeschränkt. Merkel wies im Zusammenhang mit dem islamischen Fundamentalismus auf die Opferbereitschaft von Terroristen hin. "Wieviel Kraft sind wir bereit aufzuwenden? Sind wir bereit, Leben einzusetzen, um unsere Freiheit zu verteidigen?" fragte Merkel.

Fischer warnte, bezüglich einer Lösung des iranischen Problems nur in militärischen Kategorien zu denken. "Denn wenn man das zu Ende denkt, kommt man zu sehr bedenklichen Resultaten." Der deutsche Außenminister forderte die Vereinigten Staaten auf, sich den Verhandlungen der EU mit Teheran anzuschließen. "Ich habe diesen Wunsch, daß Amerika einen ernsthaften Dialog eröffnet. Wir wären gemeinsam soviel schlagkräftiger. Denn was ist die Alternative zu Verhandlungen?" fragte Fischer. Selbst Wirtschaftssanktionen gegen den Iran, die "Tankstelle der Welt", würden den Ölpreis schnell über 60 Dollar pro Barrel treiben. Bei Instabilität auf der arabischen Halbinsel drohe "die Entfesselung eines Sturms mit entsetzlichen Konsequenzen für uns".

Israels Vize-Regierungschef Olmert sagte, der Iran sei eine enorme Gefahr, viel gefährlicher, als es Saddam gewesen sei. "Denn der Iran lehnt nicht nur Israel ab - der Iran lehnt den ganzen Friedensprozeß im Nahen Osten ab."