Die israelische Armee hat während des Besuches von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Rafah Raketen in unmittelbare Nähe des Grenzübergangs gefeuert.

Rafah. Zwei Detonationen haben den Besuch von Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier am ägyptischen Grenzübergang Rafah begleitet. Der Minister wollte sich am Sonnabend einen Überblick der Lage an der Grenze zum Gazastreifen verschaffen und wurde zur Einweisung von ägyptischem Militärpersonal begrüßt. Kurz nach Ankunft der Kolonne des Ministers explodierte in unmittelbarer Nähe der Grenzlinie im palästinensischen Autonomiegebiet ein Sprengkörper. Eine schwarze Rauchsäule stieg auf.

Nur kurze Zeit danach detonierte ein offenbar von einem israelischen Flugzeug abgefeuertes Geschoss, so dass im Abfertigungsgebäude an der Grenze die Scheiben wackelten. "Wir stehen hier, während da hinten noch gekämpft wird", sagte Steinmeier, der die zweite Detonation auf der Plattform des Gebäudes unmittelbar mitbekam. Man hörte die Annäherung eines Kampfflugzeugs in der Dunkelheit und sah einen gigantischen orangenen Feuerblitz. Die Druckwelle nahm der Minister ohne erkennbare Regung hin.

"Es ist richtig, Erschütterung zu zeigen über die Verletzten und Toten. Aber die europäischen Außenminister müssen mehr tun, damit aus den Deklarationen mehr wird", sagte Steinmeier zu den Vermittlungsbemühungen der Europäischen Union im Gaza-Konflikt. "Natürlich spüren und hören wir, dass hinten noch gekämpft wird, und die humanitäre Lage ist bedrückend."

Auf die Frage, wann er mit einem Waffenstillstand rechne, sagte der Außenminister und Kanzler-Kandidat: "Ich kann es im Augenblick nicht sagen."

Deutschland bietet Grenzüberwachung an

Die Überwachung der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen Waffenstillstand. Steinmeier reiste mit dem Ziel an, diese Voraussetzungen schaffen zu helfen. Zuvor hatte er dem ägyptischen Staatspräsidenten Husni Mubarak personelle und technische Hilfe Deutschlands zur Absicherung der Grenze und damit zur Unterbindung des Waffenschmuggels nach Gaza angeboten. Eine deutsche Expertengruppe soll in wenigen Tagen nach Ägypten reisen.

Der Waffenschmuggel nach Gaza, der die radikalislamische Hamas offenbar in die Lage versetzt, Israel mit Raketen zu beschießen, läuft vielfach durch Tunnelsysteme, die unter der Grenzlinie hindurchführen. Nach diplomatischen Angaben werden durch diese Tunnel allerdings zu mehr als 90 Prozent Lebensmittel und Schlachttiere zur Versorgung der Bevölkerung geschmuggelt. Waffen werden demnach auch übers offene Meer angeliefert.