Dem “Sozialismus des 21. Jahrhunderts“ steht nun offenbar nichts mehr im Weg. Jedenfalls in... Bilder von Hugo Chávez..

Hamburg/Caracas. Dem "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" steht nun offenbar nichts mehr im Weg. Jedenfalls in Venezuela.

Hatte sich der Präsident und frühere Fallschirmjäger Hugo Chavez noch 2007 beim Volk eine Abfuhr mit seinem ehrgeizigen Plan geholt, unbegrenzt regieren zu können, so klappte es diesmal.

Beim Referendum stimmten mehr als 54 Prozent für die Abschaffung der Begrenzung auf zwei Amtszeiten.

2013 hätte Chavez abtreten müssen, nun strebt er bei der nächsten Wahl 2012 zunächst ein drittes Mandat bis 2019 an.

Der selbst ernannte "Soldat des Volkes" ist der Held der einfachen Menschen Venezuelas, denn er hat das Gesundheitssystem verbessert, eine Alphabetisierungskampagne gestartet und Schlüssel-Konzerne verstaatlicht.

Mit seinem antiamerikanischen Kurs - so suchte er auch die Nähe des Iran - wurde der Linksnationalist rasch zu einem Lieblingsfeind der früheren Bush-Regierung. Auch diesmal provozierte Chavez die USA, indem er eine Grußbotschaft des kubanischen Revolutionsführers Fidel Castro vorlas, der ihm darin zu seinem "unermesslichen Sieg" gratuliert.

Chavez nutzte bislang die reich sprudelnden Öleinnahmen Venezuelas, um selbstbewusst gegenüber Washington auftreten zu können.

Doch in Zukunft wird Chavez erst einmal kleinere Brötchen backen müssen. Auch wenn er durch das Referendum politisch gestärkt wurde - in der Wirtschaft wird dagegen sein Handlungsspielraum immer kleiner. Das Opec-Land steht wegen des vergleichsweise niedrigen Ölpreises vor Problemen, die es laut Experten in eine handfeste Krise stürzen könnten. Venezuelas Devisen stammen zu 93 Prozent aus seiner Ölindustrie. Daher hat der Rückgang des Preises um mehr als 100 Dollar pro Barrel eine fünf Jahre lange Wachstumsphase beendet. Nun haben die ersten Ausläufer der Krise die Ölindustrie erreicht, wo 5000 Arbeiter der staatlichen Ölfirma PDVSA keinen Job mehr haben und weitere 5000 kein Geld bekommen. Das könnte auf die Gesamtwirtschaft übergreifen. Ohne die Öl-Einnahmen wird Chavez nicht mehr in der Lage sein, die Wirtschaft Venezuelas durch Regierungsausgaben anzutreiben. Und gerade die Sozialausgaben sind das Kernstück der "sozialistischen Revolution" à la Chavez.