54 Prozent stimmten in der Volksabstimmung für eine Ausweitung der Amtszeit. Die Opposition akzeptiert das Ergebnis, spricht aber vom Weg in eine Diktatur. Bilder des venezolanischen Präsidenten.

Caracas. Der venezolanische Präsident Hugo Chavez hat das Verfassungsreferendum gewonnen und seine Kandidatur für eine dritte Amtszeit angekündigt. Für die Abschaffung der bisherigen Begrenzung von zwei Amtszeiten des Präsidenten stimmten nach vorläufigen Ergebnissen 54 Prozent, für die Beibehaltung sprachen sich 46 Prozent aus. Damit könnte Chavez zum "ewigen Präsidenten" werden und begibt sich auf die Spuren des kubanischen Diktators Fidel Castro.

Tausende Anhänger von Chavez feierten das Ergebnis in der Hauptstadt Caracas mit Hupkonzerten, roten Fahnen und Feuerwerk. Chavez erschien auf einem Balkon des Präsidentenpalastes Miraflores und sang die Nationalhymne. "Heute öffnen wir weit die Tore der Zukunft", sagte der seit 1999 regierende Chavez. "Wer heute mit ,Ja’ gestimmt hat, hat den Sozialismus und die Revolution gewählt", rief der Präsident aus.

"2012 wird es eine Präsidentschaftswahl geben. Und wenn Gott nicht anders entscheidet, und das Volk nicht anders entscheidet, ist dieser Soldat bereits ein Kandidat", sagte der ehemalige Fallschirmjäger, der sich selbst gern als Soldat des Volkes bezeichnet.

Im Wahlkampfzentrum der Opposition sagten mehrere Chavez-Gegner, das Ergebnis des Referendums werde Venezuela näher zu einer Diktatur bringen. Der Studentenführer David Smolansky erklärte jedoch auch: "Wir akzeptieren dieses Ergebnis."

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Das Ergebnis des Referendums gibt Chavez die Möglichkeit, bei der nächsten Präsidentschaftswahl im Jahr 2012 erneut zu kandidieren. Die bisherige Verfassung hatte dem Staat- und Regierungschef maximal zwei Amtszeiten ermöglicht.

An dem Referendum nahmen 67 Prozent der Stimmberechtigten teil, wie die Leiterin der Wahlkommission, Tibisay Lucena, mitteilte. Ein erster Versuch, die Verfassung zu ändern, war im Dezember 2007 bei einer Volksabstimmung noch zurückgewiesen worden.

In Venezuela leben trotz der Bodenschätze wie Öl, Gold oder Kohle die meisten der 26 Millionen Einwohner in Armut. Die Arbeitslosigkeit ist hoch. Das Land verfügt über knapp ein Zehntel der weltweiten Erdölreserven. Zudem gibt es in dem dicht bewaldeten Land reiche Eisenerz-Vorkommen. Venezuela ist fünftgrößter Rohölexporteur der Welt. 90 Prozent der Exporteinnahmen hängen vom Öl ab, wegen der stark schwankenden Preise auf dem Weltmarkt unterliegt Venezuelas Wirtschaftskraft daher großen Veränderungen.

Durch die Verstaatlichung zentraler Industriezweige hat Präsident Chavez seinen Einfluss auf die Wirtschaft massiv verstärkt. Sein autoritärer Führungsstil führt immer wieder zu Unzufriedenheit in Teilen der venezolanischen Bevölkerung, zu Generalstreiks und Protestkundgebungen. Durch staatliche Beihilfen für Lebensmittel und die medizinische Versorgung sichert er sich aber zugleich die Unterstützung der armen Bevölkerung. Kritiker werfen Chavez vor, er wolle ein kommunistisches System nach kubanischem Vorbild etablieren.