Kommentar

Auf der Kreuzung liegen die rauchenden Trümmer ineinander verkeilter Autos. Schwerverletzte sind zu versorgen. In ihren Zentralen telefonieren Rotes Kreuz, Feuerwehr und ein paar Hilfsorganisationen miteinander, wer denn nun für die Erste Hilfe zuständig sei. Ausgang offen. Unmöglich? Nicht ganz, wenn die Kreuzung Irak heißt und die Verantwortlichen USA, UNO und diverse Staaten, darunter auch Deutschland, sind. Die streiten schon wieder so leidenschaftlich wie vor dem Krieg, was nach dessen Beendigung unter wessen Führung wie zu geschehen habe. Berlin sieht dabei besonders blass aus. Kanzler Schröder hatte sich schon früh aus der Irak-Debatte verabschiedet, als er verkündete, er sei gegen einen Krieg - ob mit oder ohne UNO-Mandat. Jetzt ist die Weltorganisation wieder gefragt, wenn es gilt, deutschen Interessen zur Geltung zu verhelfen. Der Exportweltmeister wurde auch im Irak Saddam Husseins seinem Ruf gerecht und war einer der wichtigsten Handelspartner Bagdads. Das soll natürlich auch für die Nach-Saddam-Ära gelten. Auch Frankreich und Russland (Tschetschenien lässt grüßen!) waren nicht aus reinster Friedensliebe gegen den Krieg. Sie besitzen alte Rechte auf Ölvorkommen - die sie einst mit dem Diktator aushandelten - und wollen diese nicht verlieren. Die Amerikaner wiederum wissen, dass sie das Land an Euphrat und Tigris nicht allein wieder auf die Beine bringen können, wollen aber so wenig wie möglich vom lukrativen Teil des Geschäfts abgeben - schon gar nicht an die Querulanten in Paris und Berlin. Wenn allein diese Interessen - notdürftig durch formaljuristische Völkerrechtsdebatten kaschiert - im Vordergrund blieben, dann würden die Iraker nach Diktatur und Krieg auch noch den Frieden verlieren. Das aber können sich weder USA noch UNO noch Paris, Berlin oder Moskau leisten. Und darum ist jetzt Helfen statt Streiten gefragt.