3000 Zivilisten aus belagertem Basra geflohen. Hilfskonvoi geplündert. Versorgungsschiff durch Minen behindert.

Basra. Wasser, wo gibt es Wasser? - Tausende müder und durstiger Iraker haben gestern die umkämpfte südirakische Stadt Basra auf der Suche nach Trinkwasser verlassen. Binnen weniger Stunden überquerten nach britischen Militärangaben etwa 3000 irakische Zivilisten eine Brücke über den Euphrat Richtung Süden. "Jeder von ihnen fragte nach Wasser", berichtete der Reuters-Reporter David Fox. Sie trugen leere Wasserflaschen bei sich. Ihr Ziel scheint das nahe Subair zu sein. Dort, so vermutet Fox, erhoffen sie Hilfe von Freunden und Verwandten. Die Wasserversorgung in der von britischen Truppen umstellten Stadt Basra ist seit einem Bombardement der Alliierten zusammengebrochen. Dem Internationalen Roten Kreuz gelang es inzwischen allerdings, das Trinkwassersystem zu 40 Prozent wieder herzustellen. Wie verzweifelt die Iraker auf humanitäre Hilfe warten, zeigten gestern dramatische Szenen um die ersten Hilfskonvois im Südirak. Kaum hatte der Konvoi des kuwaitischen Roten Halbmondes die Grenze zum Irak mit 45 000 Essenspaketen passiert, wurde er von Plünderern gestürmt. Die begleitenden Truppen hielten ein Eingreifen für zu gefährlich und gaben die Lastwagen auf. "Diese Hilfe erreichte nicht die Farmen, wo Frauen und Kinder sind, unsere Leute verloren die Kontrolle, und junge irakische Männer begannen, die Lastwagen auszuräumen, sagte der stellvertretende Vorsitzende der kuwaitischen Hilfsorganisation, Hilal Al-Sayer, der BBC. Nur zwei Wagen erreichten schließlich die Farmen der Grenzstadt Safwan. Das nächste Mal, so versprach Sayer, werde man besser auf den Ansturm vorbereitet sein. Die Grenzregion ist aber auch nur spärlich besiedelt. Die Helfer haben jetzt Zweifel, wie sie es schaffen sollen, die 1,3-Millionen-Einwohner-Stadt Basra zu versorgen. "Wir schaffen es bis Safwan, aber Basra hat eine andere Dimension", sagte Sayer. Viele Hilfsorganisationen trauen sich laut BBC gar nicht ins Land. Ein unbewaffneter Konvoi wäre undenkbar. Bei einer US-Eskorte aber fürchten die Helfer um ihre Neutralität in dem Konflikt. Außerdem funktioniert auch der Nachschub noch nicht. Die erste auf dem Seeweg erwartete Hilfslieferung der Alliierten für Basra verzögerte sich gestern um weitere 24 Stunden. Das britische Nachschubboot "Sir Galahad" liegt mit 231 Tonnen Wasser, Lebens- und Arzneimitteln und Decken vor dem südlich von Basra gelegenen Tiefseehafen Umm Kasr wegen Minenalarms fest. Die Iraker hingen auch schon vor dem Krieg am Tropf der Hilfslieferungen. Täglich kamen in Umm Kasr 3500 Tonnen an. 60 Prozent der Iraker waren auf UNO-Lebensmittellieferungen angewiesen. Das Progamm "Öl für Lebensmittel" erlaubte es dem Irak, einen Teil der Öleinnahmen für humanitäre Hilfe zu verwenden. Dieses aber ist seit 17. März unterbrochen. Über eine Wiederaufnahme berät die UNO. Sie geht davon aus, dass über das Programm hinaus ein Finanzbedarf von zwei Milliarden Dollar nötig ist, um die Iraker zu versorgen. Man bereitet sich auf die größte humanitäre Hilfsoperation der UNO-Geschichte vor.