24 US-Soldaten werden im “Medical Center“ Landstuhl behandelt. Drei von ihnen schildern ihre Kriegserlebnisse.

Landstuhl/Pfalz. Die beiden US-Soldaten tragen blaue Schlafanzüge, darüber Morgenmäntel. Der eine hält seinen zerschossenen, bandagierten Arm in die Kameras, der andere sein vergipstes Bein. Der Dritte im Bunde trägt Uniform, er spricht über die Schusswunde in seiner linken Hand: "Ich dachte, ich müsste sterben, als eine Kugel durch meine Hand ging und ganze Nervenbahnen zerstörte", sagt der 21-jährige Joshua Menard aus Houston (Texas), der nach seinem Einsatz im Irak nun in Deutschland behandelt wird. Im US-Militärhospital Landstuhl (Pfalz) schilderten Menard und seine Kameraden gestern erstmals öffentlich ihre Kriegserfahrungen bei den Kämpfen um die südirakische Stadt Nassirijah. Derzeit werden 24 Kriegsverletzte im "US Medical Center" Landstuhl in der Nähe des US-Flugplatzes Ramstein behandelt. "Irakische Soldaten haben uns in einem Hinterhalt überfallen und auf uns geschossen", fährt Menard fort. Die Männer seien zivil gekleidet gewesen und hätten plötzlich losgefeuert. "Keine militärische Ausbildung kann dich jemals wirklich auf das vorbereiten, was im Kampf auf dich zukommt", sagt der Soldat. Der Widerstand der Iraker sei größer als erwartet. Nach den Berichten über den Golfkrieg 1991 habe er damit gerechnet, dass sich "die Iraker wie damals" ergeben. Der Infantrist Jamie Villafane (31) aus Long Island im US-Staat New York schildert, wie er in einem Truck über eine Brücke in Nassirijah fuhr. Auch er habe Zivilisten gesehen. "Sie benahmen sich ein bisschen merkwürdig und eröffneten plötzlich das Feuer", so Villafane. Der Druck einer explodierenden Rakete habe ihn aus dem Truck gefegt. Sein Kamerad Charles Horgan (21) aus Helena/Montana erzählt, wie er wenig später von Villafane geborgen wurde. "Ich hatte mir beim Sprung aus dem Truck den Fuß gebrochen, ich habe noch nie solche Schmerzen gehabt." Während er erzählt, sitzt er wie seine Kameraden vor einer amerikanischen Flagge. Er liebe sein Land und hoffe, trotz des zertrümmerten Fußes Soldat bleiben zu können. "Ich bin in den Krieg gegangen, um meinem Land zu dienen, aber auf dem Feld ging es nur noch darum, meine Kameraden zu schützen und zu retten", betont Horgan. "Es ist wie ein Kinofilm, nur die Musik fehlt." In Landstuhl treffen fast täglich neue Verwundete ein. 120 Ärzte und noch mehr Pflegekräfte kümmern sich um die Patienten. Viele Verletzte werden hier für die Weiterreise in die USA vorbereitet. Während die Kämpfe im Irak weitergehen, hoffen die Soldaten im größten US-Militärhospital außerhalb der USA auf Genesung. So auch Infantrist Villafane. "Wir sind da, um das irakische Volk von einem Unrechtsregime zu befreien", sagt er. Allerdings ließen nach seiner Erfahrung überraschend viele Iraker den Willen zur Freiheit nicht erkennen. Zurück in den Krieg will er ebenso wenig wie Horgan. Nur Menard wäre "lieber draußen bei meiner Einheit".