Warum die Schiiten um Nadschaf und Kerbela so erbittert kämpfen.

Die erbittert umkämpften irakischen Städte Nadschaf und Kerbela sind nach Mekka und Medina die wichtigsten heiligen Städte der Schiiten, die Saddam Hussein feindlich gegenüberstehen. In beiden Städten sollen sich deshalb auch Einheiten von Saddams Elitetruppe, den Republikanischen Garden, verschanzt haben. Nadschaf und Kerbela leben überwiegend vom Pilgerwesen. Nach Überlieferung der Schiiten kommen alle Gläubigen, die in diesen Wallfahrtsorten begraben sind, am Tag des Jüngsten Gerichts ins Paradies. In Nadschaf, rund 120 Kilometer südlich von Bagdad, ist Ali Ibn Abi Talib begraben. Der Vetter und Schwiegersohn des Propheten Mohammed - Ali war mit Mohammeds Tochter Fatima verheiratet - wurde im Jahr 661 beim Gebet in der Moschee ermordet und war erster schiitischer Imam. Um die Moschee von Ali herum liegt der größte Friedhof des Orients. Hunderttausende Schiiten ließen und lassen sich noch heute dort begraben. Nadschaf spielte auch eine bedeutende Rolle beim Sturz der Schah-Herrschaft im Iran 1979: Ajatollah Khomeini bereitete die Revolution in Teheran während seines Exils in Nadschaf vor, wurde dann aber von den Irakern ausgewiesen und ging nach Paris, bevor er in den Iran zog. Auch in Kerbela - das nach Schätzungen ebenso wie Nadschaf etwa 200 000 Einwohner haben soll - ist eine heilige Stätte: In der Stadt rund 80 Kilometer südlich der Hauptstadt liegt das Grab Husseins. Dieser Sohn Alis und Enkel Mohammeds gilt den Schiiten als Sinnbild des Guten und Gerechten, weil er sich in einer aussichtslosen Schlacht geopfert habe. Seit seinem Tod 680 in einem Massaker nahe Kerbela wird Hussein als wichtigster Märtyrer betrachtet. Im Gedenken an Hussein geißeln sich die Schiiten im Trauermonat Muharram bei ihren "Aschura"-Riten. In Husseins prächtiger Grabmoschee bitten die Pilger um Segen und Erfolg, die Heilung von Krankheiten oder Fruchtbarkeit.