Die Massenkundgebung auf dem Tahrir-Platz im Anschluss an die Freitagsgebete sollte eine von vielen in Ägyptens Großstädten werden.

Kairo. Auf dem Tahrir-Platz in Kairo haben Demonstranten gegen die Präsidentschaftskandidatur von Ahmed Schafik protestiert - einem Vertreter des alten Regimes von Ex-Präsident Husni Mubarak. Die Massenkundgebung im Anschluss an die Freitagsgebete sollte eine von vielen in Ägyptens Großstädten werden. In einer Woche (16./17. Juni) steht eine Stichwahl zwischen dem säkularen Ex-Minister Schafik und dem Muslimbruder Mohammed Mursi an. Im ersten Wahlgang hatte kein Kandidat die absolute Mehrheit erreicht. Die Muslimbrüder hatten angekündigt, an den Protesten gegen Schafik teilzunehmen.

Schafik, ehemaliger Luftwaffen-General und Ex-Luftfahrtminister, repräsentiert nach Ansicht der Demonstranten das alte Unrechtsregime. Kurz vor seinem Sturz hatte Mubarak ihn zum Regierungschef ernannt. Ein Urteil darüber, ob Schafiks Kandidatur rechtmäßig ist, steht noch aus. Das inzwischen von Islamisten dominierte Parlament hatte ein Gesetz verabschiedet, das Spitzenfunktionäre des alten Regimes zehn Jahre lang vom politischen Leben ausschließt.

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Einigung auf Verfassunggebende Versammlung in Ägypten

Gut eine Woche vor der Stichwahl um das Präsidentenamt in Ägypten hat sich der Oberste Militärrat mit den politischen Parteien über die Zusammensetzung der verfassunggebenden Versammlung verständigt. Eine entsprechende Einigung wurde nach einem mehr als vierwöchigen Tauziehen erreicht, wie der Vorsitzende der liberalen Al-Wafd-Partei, Sajjid al-Badawi, am Donnerstag in der Hauptstadt Kairo mitteilte.

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Die Gründung einer Verfassungsgebenden Versammlung hatte sich verzögert, weil viele Parteien und Interessenverbände ihren Boykott des Gremiums erklärt hatten, weil sich die Muslimbrüder und die radikal-islamischen Salafisten darin eine dominierende Rolle gesichert hatten.

Nun hätten die islamistischen Parteien, die im Parlament die Mehrheit stellen, zugestimmt, zugunsten anderer Parteien auf einige ihrer Sitze in dem 100 Personen umfassenden Gremium zu verzichten, berichteten lokale Medien. In der verfassunggebenden Versammlung würden Vertreter von politischen Parteien, religiösen Institutionen, Berufsverbänden, Rechtsexperten, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie Vertreter der Jugend, der Frauen und auch der christlichen Minderheit vertreten sein, sagte al-Badawi.

Der Vorsitzende des Obersten Militärrates, Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, habe für Dienstag eine Parlamentssitzung einberufen, bei der die Zusammensetzung des Gremiums festgelegt werden soll. Der Militärrat hatte zuvor mehrfach erklärt, die Grundsätze der Verfassung müssten vor der Wahl eines Nachfolgers für den im Februar 2011 entmachteten Ex-Präsidenten Husni Mubarak feststehen. (dpa)