Das Urteil gegen den ägyptischen Ex-Präsidenten Husni Mubarak steht Sonnabend an. Die Staatsanwaltschaft fordert die Todesstrafe.

Kairo. Ein Dreivierteljahr nach Prozessauftakt steht am Sonnabend die Urteilsverkündung im Prozess gegen den gestürzten ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak an. Dem 84-Jährigen wird vorgeworfen, Anfang vergangenen Jahres den Einsatz scharfer Munition gegen Demonstranten genehmigt zu haben. Die Staatsanwaltschaft forderte für Mubarak ebenso wie für seinen mitangeklagten früheren Sicherheitschef und vier ranghohe Polizeioffiziere die Todesstrafe. Über 850 Menschen kamen im Zuge der Revolution ums Leben.

Mit einem Rückzug auf Raten versuchte Mubarak zunächst, sich an der Macht zu halten. Doch unter dem Druck der Massenkundgebungen gab der Staatschef auf. Mubarak habe die Macht ans Militär übergeben, verkündete sein Stellvertreter Omar Suleiman am 11. Februar unter dem Jubel Hunderttausender. Im August begann dann erst unter öffentlichem Druck der Prozess gegen den früheren Machthaber.

+++ Inhaftierter Mubarak verhöhnt ägyptische Politiker und Islamisten +++

Fast drei Jahrzehnte war Mubarak an der Macht. Die Präsidentschaft hatte er nach der Ermordung Anwar al Sadats 1981 aus einer Krise heraus übernommen. Für viele seiner Landsleute war er ein Symbol für Stabilität. Doch der ehemalige Kampfpilot und Luftwaffenchef, der so kampfeslustig wie stur sein kann, wurde für sein Volk zum eigentlichen Problem.

Demokratische Reformen mit kurzer Halbwertszeit

Mubarak unternahm zaghafte Schritte hin zu demokratischen Reformen, zog sich dann aber wieder auf das autoritäre System zurück, das gepaart mit Armut und Korruption die Menschen auf die Straße trieb. Und dass er offenbar seinen Sohn Gamal als Nachfolger heranzog, nahm vielen Ägyptern jede Hoffnung, dass sich etwas ändern könnte.

In seinen frühen Jahren als Präsident war Mubarak durchaus willkommen. Er erntete Lob dafür, dass er Ägypten nicht in die Hände islamistischer Extremisten fallen ließ, und war in all den Krisen im Nahen Osten ein treuer Verbündeter des Westens. Noch während der blutigen Unruhen und Plünderungen versuchte Mubarak, sich und die Streitkräfte als Bollwerk gegen die Anarchie darzustellen.

Seine politische Glaubwürdigkeit schien dennoch irreparabel beschädigt. Diese Angreifbarkeit begann, zumindest rückblickend, schon vor Jahrzehnten. Mubarak hat nicht das Charisma seiner zwei legendären Vorgänger – des Friedensstifters Anwar al Sadat und des Nationalisten Nasser – und stand immer in deren Schatten.

Zudem musste er sich mit den Problemen herumschlagen, die die ganze arabische Welt in neuerer Zeit plagen: wirtschaftliche Stagnation, blühende Korruption, der Nahost-Konflikt und die Bekämpfung des radikalen Islamismus auf Kosten bürgerlicher Freiheiten. „Es ist ein sehr harter Job“, sagte Mubarak einmal in einem Interview. „Vom Aufwachen bis zum Einschlafen nichts als Ärger.“

Im Lauf der Jahre wurde Mubarak unnahbarer, seine Auftritte in der Öffentlichkeit sorgfältig inszeniert; sein autoritärer Stil passte immer weniger in die neue, nach Offenheit strebende Zeit. Der Unmut über sein Regime wuchs weiter, als neue Pressefreiheiten das brutale Vorgehen der Polizei aufdeckten und nur die Wenigsten von seinen Wirtschaftsreformen profitierten. 2005 versuchte Mubarak es mit demokratischen Reformen und ließ Gegenkandidaten zur Präsidentschaftswahl zu, machte aber, als die Opposition Erfolge hatte, eine Kehrtwende.

Einfluss des Landes schwand

Zudem nahm der Einfluss Ägyptens in der Region ab, während die militanten Organisationen Hamas und Hisbollah und ihre Schutzmacht Iran an Boden gewannen. Trotz alledem blieb Mubarak ein enger Verbündeter der USA, gewann das Vertrauen Israels, profilierte sich als wichtiger Vermittler im Konflikt mit den Palästinensern und wurde dafür von den USA mit Milliarden unterstützt.

Geboren wurde Mohammed Husni Mubarak am 4. Mai 1928 in dem Dorf Kafr el Moseilha in der Provinz Menufia im Nildelta als Sohn einer kleinbürgerlichen Familie. Er absolvierte die Militärakademie, wurde zum Studium nach Russland geschickt, ging als Kampfpilot zur Luftwaffe und stieg rasch in Führungspositionen auf. Als Luftwaffenkommandeur kam er im Nahostkrieg 1973 zu Ruhm und Ehre.

Nach Sadats Ermordung wurde Mubarak vom Parlament als einziger Nachfolgekandidat gekürt und am 13. Oktober 1981 mit 98,5 Prozent der Stimmen ins höchste Staatsamt gewählt. Er griff gegen die militanten Islamisten durch, führte Ägypten zurück in die Gemeinschaft der arabischen Staaten, die das Land wegen seines Friedensschlusses mit Israel 1979 geschnitten hatten, und versprach eine gesellschaftliche Öffnung. Die Hoffnung auf Reformen schwand jedoch mit jedem Mal, da Mubarak ohne Gegenkandidat mit über 90 Prozent der Stimmen wiedergewählt wurde.