Wegen Beihilfe zur Tötung von Demonstranten wurde der ehemalige ägyptische Machthaber Mubarak in Kairo zu lebenslanger Haft verurteilt.

Kairo. Der frühere ägyptische Machthaber Husni Mubarak ist mehr als ein Jahr nach dem Volksaufstand in Ägypten zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Kairoer Strafgericht verkündete am Samstag das Strafmaß gegen den 84-Jährigen. Der Ex-Staatschef war wegen Amtsmissbrauch, Bestechlichkeit und dem Befehl zur Tötung von Demonstranten während des 18-tägigen Volksaufstands Anfang vergangenen Jahres angeklagt worden.

Bei der Niederschlagung der Proteste im Zuge des arabischen Frühlings kamen rund 850 Menschen ums Leben. Zur Begründung führte Richter Ahmed Refaat am Samstag in Kairo an, dass Mubarak, der fast 30 Jahre in Ägypten regierte, die politische Verantwortung für die tödlichen Schüsse auf Hunderte Demonstranten Anfang vergangenen Jahres trage. Mubarak kann gegen das Urteil Berufung einlegen. Mubarak ist der erste und bislang einzige während des Arabischen Frühlings gestürzte Machthaber, der sich vor seinem eigenen Volk vor Gericht verantworten musste. Seine beiden Söhne, Gamal und Alaa, wurden vom Vorwurf der Korruption freigesprochen. Der mit Mubarak angeklagte frühere Innenminister Habib al-Adli wurde ebenfalls zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

Gegner des ehemaligen Langzeitmachthabers reagierten außerhalb des Gerichtsgebäudes spontan mit Jubel. Im Sitzungssaal kam es nach dem Urteil aber zu Tumulten und Prügelszenen. Gegner Mubaraks hatten wie von der Staatsanwaltschaft gefordert eine Todesstrafe erwartet. Die Urteilsverkündung wurde live im ägyptischen Fernsehen übertragen.

Vom Vorwurf der Korruption wurde Mubarak freigesprochen. Mubarak, der wegen seines angeblich schlechten Gesundheitszustands auf einem Krankenbett in den Gerichtssaal gebracht worden war, blieb nach der Urteilsverkündung ruhig. Er trug eine dunkle Sonnenbrille.

Der Prozess wurde im ganzen Land und in der Welt aufmerksam verfolgt. Die Ägypter wählen in zwei Wochen in einer Stichwahl einen neuen Präsidenten. Der 70-jährige frühere Luftwaffenchef Ahmed Schafik tritt gegen den Kandidaten der Muslimbrüder, Mohammed Nursi, an. (Reuters/dapd/dpa)