Zugleich kritisierte Obama die Bestrebungen, homosexuelle Ehen gesetzlich zu verbieten. Rivale Romney will “begrenzte Rechte“ für Homosexuelle.

Washington. Er ist der erste Präsident der Vereinigten Staaten, der diese Worte ausspricht: US-Präsident Barack Obama hat sich am Mittwoch erstmals öffentlich dafür eingesetzt, dass Schwule und Lesben genauso wie heterosexuelle Paare heiraten können. Obama sagte in einem Interview mit dem US-Sender ABC, seine Meinung darüber habe sich im Laufe der Jahre „weiterentwickelt“. Der Präsident sagte, er habe in den vergangenen Jahren viele Gespräche über das Thema geführt. „Zu einem bestimmten Zeitpunkt bin ich schlicht zu dem Schluss gekommen, dass es für mich persönlich wichtig ist ... zu bestätigen, dass ich glaube, dass gleichgeschlechtliche Paare in der Lage sein sollten zu heiraten.“ Alle Amerikaner müssten gleich behandelt werden. Seit langem wurde er von für die Rechte von Homosexuellen kämpfenden Bürgerrechtsgruppen aufgefordert, Stellung zu beziehen.

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Bisher hatte sich der Präsident lediglich für eingetragene Partnerschaften von Homosexuellen und Lesben stark gemacht – zwar mit gleichen Rechten, wie sie traditionelle Ehen mit sich bringen, aber nicht als „Ehe“ definiert. „Ich habe in Bezug auf die Homo-Ehe gezögert, zum Teil, weil ich dachte, dass die gleichgeschlechtliche Partnerschaft ausreichend ist“, sagte Obama dem Fernsehsender. „Mir war bewusst, dass für viele Menschen der Begriff 'Ehe' etwas ist, das mächtige Traditionen beinhaltet, religiöse Überzeugungen und so weiter.“

Zugleich kritisierte der Präsident Bestrebungen auf staatlicher Ebene, Schwulen-Ehen gesetzlich zu verbieten. Sowohl Konservative als auch Liberale hatten das als einen „Wischiwaschi“-Kurs kritisiert, homosexuelle Gruppen äußerten sich enttäuscht über den Demokraten. Am vergangenen Wochenende war dann der Druck auf Obama gewachsen, seine Position klarzustellen. Sein eigener Vizepräsident Joe Biden setzte ihn unter Zugzwang, indem er in einer TV-Talkshow sagte, dass er selbst überhaupt keine Probleme mit Homo-Ehen habe. Mit seinem Bekenntnis dürfte er sich aber vor den Präsidentschaftswahlen im November nicht nur Freunde gemacht haben.

Der designierte republikanische Spitzenkandidat Mitt Romney machte seinerseits klar, dass er für sogenannte „häusliche Partnerschaften“ sei – mit begrenzten Rechten für homosexuelle Paare. Experten sprachen in ersten Reaktionen von einem riskanten Schritt Obamas sechs Monate vor der Präsidentenwahl. Er werde dadurch zwar wahrscheinlich junge Leute für sich gewinnen. Aber auf der anderen Seite könnte seine Haltung sozialkonservativen Gegnern neuen Antrieb und neue Energie geben.

Obama stellte in dem Interview heraus, dass es sich um seine persönliche Auffassung handele. Zugleich zeigte er sich überzeugt davon, dass im Laufe der Zeit immer weniger Amerikaner keine Probleme mit Homo-Ehen haben würden. Als Beispiel nannte er seine eigenen Töchter: „Malia und Sasha haben Freunde mit Eltern, die gleichgeschlechtliche Paare sind. Es hat Zeiten gegeben, da haben Michelle (Obamas Frau) und ich beim Essen gesessen, und wir haben über ihre Freunde und deren Eltern gesprochen, und Sasha und Malia hätte es nicht im Entferntesten gedämmert, dass die Eltern ihrer Freunde irgendwie anders behandelt würden. Es macht keinen Sinn für sie.“ Obama sagte weiter, dass auch Michelle seine Meinung teile. „Wir haben über die Jahre hinweg viel darüber gesprochen, und sie fühlt wie ich.“

Mit Material von dpa/dapd