Bei den Wahlen geht es insbesondere um den Europakurs des Landes. Die politischen Machtverhältnisse bleiben nahezu unverändert.

Belgrad/Eriwan. In Serbien haben die bisherigen Regierungsparteien gestern die Parlamentswahl gewonnen. Das berichtete der Fernsehsender B92 in Belgrad am Abend nach Auszählung der ersten Wahlkreise. Demnach lag die Demokratische Partei (DS) des langjährigen Staatspräsidenten Boris Tadic mit 24 Prozent in Führung. Sein Koalitionspartner, die Sozialisten (SPS) des früheren serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic, konnte die Stimmen verdoppeln und kommt auf knapp 16 Prozent. Gemeinsam mit anderen kleineren Parteien könnten beide Parteien auch die neue Regierung bilden.

Bei den Wahlen geht es insbesondere um den Europakurs des Landes. Tadic hat sich für eine rasche Aufnahme Serbiens in die Europäische Union ausgesprochen. Nikolic sagte, er wolle das Land "im Westen und im Osten" verankert sehen. Allerdings solle Serbien kein EU-Mitglied werden, wenn die Union verlange, dass das Land seinen Anspruch auf Kosovo aufgebe. Auch die Sozialpolitik und die darbende Wirtschaft spielten eine hervorgehobene Rolle im Wahlkampf. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit bei 24 Prozent.

+++ Trotz Krise siegen die Regierungsparteien +++

+++ Dramatische Verluste für die Regierungsparteien +++

Bei den zeitgleichen Präsidentenwahlen gab es erwartungsgemäß noch keine Entscheidung. Weil kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichen konnte, kommt es in zwei Wochen zu einer Stichwahl zwischen dem bisherigen Staatschef Tadic und Oppositionsführer Tomislav Nikolic. Tadic erreichte nach Auszählung von mehr als einem Drittel der abgegebenen Stimmen 26 Prozent, Nikolic knapp 25 Prozent, meldete B92.

Bei der Parlamentswahl in der Südkaukasusrepublik Armenien hat die Partei des russlandfreundlichen Präsidenten Sersch Sargsjan laut Prognosen die meisten Sitze gewonnen. Seine Republikanische Partei erhielt etwa 45 Prozent der Stimmen, wie eine Nachwahlbefragung ergab. Im Vergleich zum Urnengang 2007 war dies ein Zuwachs von mehr als zehn Prozentpunkten. Beobachter sprachen ungeachtet einzelner Verstöße von einem alles in allem friedlichen und ordnungsgemäßen Verlauf. Die ebenfalls in der bisherigen Regierungskoalition aus drei Parteien vertretene Partei Blühendes Armenien kam demnach auf 28,8 Prozent der Stimmen, etwa doppelt so viel wie vor fünf Jahren. Insgesamt schafften den Prognosen zufolge wie bisher mindestens fünf Parteien den Einzug ins Parlament mit den 131 Abgeordneten.

Das christliche Land leidet seit Jahren unter einer Blockade der islamischen Nachbarn Türkei und Aserbaidschan und ist auf Russland als Schutzmacht angewiesen. Seit Anfang der 1990er-Jahre hält das armenische Militär das überwiegend von Landsleuten bewohnte, laut Völkerrecht aber zu Aserbaidschan gehörende Konfliktgebiet Berg-Karabach nach einem der blutigsten Kriege der nachsowjetischen Zeit besetzt. Damals starben etwa 30 000 Menschen. Offene Grenzen hat Armenien nur mit dem Iran und Georgien.