Erneute traurige Bilanz nach Demonstration in Kairo: Ein Toter und fast 400 Verletzte bei Zusammenstößen vor ägyptischem Verteidigungsministerium.

Kairo. Nach den neuerlichen Unruhen in Kairo haben die ägyptischen Behörden mehr als 300 Demonstranten in Gewahrsam genommen. Wie die Anwältin Ragia Omran am Samstag mitteilte, wird den Betroffenen vorgeworfen, Soldaten angegriffen und die öffentliche Ordnung gestört zu haben. Drei Wochen vor der Präsidentenwahl hatten tausende Menschen vor dem Verteidigungsministerium am Freitag den Militärrat aufgefordert, die Macht an eine zivile Führung zu übergeben. Bei Zusammenstößen wurde ein Soldat getötet. Mindestens 373 Menschen wurden nach Angaben des ägyptischen Gesundheitsministeriums verletzt.

Die Sicherheitskräfte hatten mit Wasserwerfern, Tränengas und scharfer Munition versucht, die Demonstranten von einem Marsch auf das Verteidigungsministerium abzuhalten. Wenige Stunden nach Beginn der Straßenkämpfe verhängte der regierende Militärrat ein bis zum Morgen geltendes Ausgehverbot im Stadtteil Abbasija und in benachbarten Vierteln. Panzerwagen riegelten mehrere Straßen ab, mindestens zwei U-Bahn-Stationen wurden geschlossen, Militärhubschrauber kreisten über dem Ort der Zusammenstöße.

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Der Militärrat kündigte an, diejenigen, die an den Straßenschlachten beteiligt gewesen seien, zur Rechenschaft zu ziehen. Auch mehrere Journalisten wurden in Gewahrsam genommen oder verletzt. Nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) vom Freitag wurden in den vergangenen drei Tagen während der Berichterstattung über die Ausschreitungen in Kairo mindestens 18 Journalisten angegriffen, verletzt oder festgenommen.

Bereits am Mittwoch waren bei Ausschreitungen in Kairo neun Menschen ums Leben gekommen. Wie es zu der Eskalation kam, blieb zunächst unklar. Demonstranten zufolge handelte es sich bei den Unruhestiftern um angeheuerte Schläger oder Polizisten und Soldaten in Zivil. Das Militär habe stundenlang nichts unternommen, um die Gewalt zu beenden.

(dapd)