Der wegen versuchter Vergewaltigung angeklagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn musste in ein New Yorker Bürogebäude einziehen.

New York. Es ist noch nicht lange her, da war Dominique Strauss-Kahn noch einer der mächtigsten Männer der Welt. Alle Türen standen ihm offen. Drastisch änderte sich für den IWF-Chef sein gesamtes Leben. Als der wegen versuchter Vergewaltigung angeklagte Strauss-Kahn in ein Penthouse einziehen wollte, rebellierten die betuchten Bewohner des Wolkenkratzers.

Gegen eine Kaution von insgesamt sechs Millionen Dollar war der 62-jährige Franzose am Freitag von der berüchtigten Gefängnisinsel Rikers Island im New Yorker East River entlassen worden. Der Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds steht unter Hausarrest, wird wegen Fluchtgefahr rund um die Uhr von bewaffneten Sicherheitsbeamten überwacht. Supreme-Court-Richter Micheal Obus ordnete bei einer Anhörung am Freitag an, dass Strauss-Kahn seine Pässe abgeben muss, eine elektronische Fussfessel tragen muss, von Kameras innerhalb der Wohnung überwacht wird und diese nur für Arzttermine, Andachten in der Synagoge oder zur Konsultation beim Gericht verlassen darf. Dazu kommt, dass er jeden Ausgang mindestens sechs Stunden vorher anmelden muss und außerhalb der Wohnung von Beamten überwacht wird. Und das sind noch nicht alle Regeln, an die der IWF-Chef sich halten muss. Auch die Kosten für seine Überwachung in Höhe von 200 000 Dollar pro Monat muss er zahlen.

Da ihm eine Wohnung im eleganten Bristol Plaza durch die Nachbarn verweigert worden war, kam Strauss-Kahn vorübergehend in einem umgebauten Bürogebäude am New Yorker Broadway in der Nähe von Ground Zero unter. Dabei hatte seine Frau, Anne Sinclair, das Penthouse mit Blick über Manhattan bereits für 14 000 Dollar (knapp 10 000 Euro) im Monat gemietet, berichtete die „New York Times“ am Sonnabend.

Das Bristol hätte einen Swimming Pool auf der Dachterrasse, täglich frische Handtücher und allerlei Service geboten. Womit Sinclair nicht gerechnet hatte, war die Reaktion der Nachbarn. „Es ist einfach nicht richtig, ihn hier absteigen und unsere Gastfreundschaft genießen zu lassen, nach dem, was er sich der Anklage nach hat zuschulden kommen lassen“, wurde eine Frau aus dem Bristol von der Zeitung zitiert.

Ein besonderer Dorn im Auge war den Bewohnern der Medienrummel um den berühmt-berüchtigten Franzosen, der unter dem Druck der Ereignisse inzwischen sein Amt an der Spitze des IWF aufgegeben hat.

Auf Anordnung des Gerichts dürfen Strauss-Kahn und seine Frau nur vier Tage in der Übergangswohnung in Downtown Manhattan bleiben. Von dort haben sie den Blick auf die historische Trinity Kirche und ihren Friedhof, nur wenige Schritte von der Wall Street entfernt.

Strauss-Kahn ist wegen der versuchten Vergewaltigung eines Zimmermädchens angeklagt. Er soll die 32-jährige Frau aus Westafrika in seiner Suite in einem Hotel am New Yorker Times Square überfallen und zu oralem Sex gezwungen haben. Der Franzose ist in sieben Punkten angeklagt und könnte für 25 und mehr Jahre hinter Gitter kommen. Er weist die Anschuldigungen zurück und hat den angeblich besten New Yorker Prozessanwalt, Benjamin Branfman, engagiert.

Laut IWF wird Strauss-Kahn nach seinem Rücktritt rund 250 000 Dollar (176 000 Euro) Abfindung erhalten. Die Zahl veröffentlichte der IWF am Freitag in Washington als Reaktion auf Medienberichte, in denen von größeren Summen die Rede war. Diese Angaben seien „schwer übertrieben“, hieß es in der Mitteilung des Sonderorganisation der Vereinten Nationen.

Strauss-Kahn habe als einer der bestbezahlten Diplomaten ein steuerfreies Salär von rund 420 000 Dollar im Jahr erhalten. Zusätzlich sei eine Zulage von gut 75 000 für die hohen Lebenshaltungskosten in der US-Hauptstadt Washington geflossen, teilte der IWF mit.

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In Appartement-Haus seiner Frau konnte er nicht, der Widerstand war zu groß: Jetzt ist "DSK" wohl in der Nähe des Ground Zero untergebracht: Dominique Strauss-Kahn befindet sich nach seiner Freilassung aus der Untersuchungshaft gegen Kaution im Hausarrest offenbar in einem Apartment im Empire Building.

Die Freilassung des 62-Jährigen hatte sich am Freitag verzögert: Ursprünglich sollte Strauss-Kahn in einer von seiner Ehefrau gemieteten Wohnung in New York untergebracht und elektronisch überwacht werden. Dieser Plan stieß jedoch auf Widerstand bei den Nachbarn. Grund sei vermutlich das große Medieninteresse an dem Fall, sagte Staatsanwalt John McConnell. Dies werde vermutlich für einige Tage der Fall sein, sagte McConnell. In der Zwischenzeit werde man Vorbereitungen für einen „anderen, passenden Aufenthaltsort“ treffen.

Obwohl die Adresse des von Anne Sinclair angemieteten Apartments zu keinem Zeitpunkt offiziell genannt worden war, gab es vor dem Bristol Plaza in Upper East Side einen großen Medienauflauf.

Die Reporter hätten versucht, in das Gebäude zu gelangen, sagte Strauss-Kahns Anwalt William Taylor. Daher hätten die Bewohner von Bristol Plaza sich dagegen gewehrt, dass Strauss-Kahn einziehe.

Strauss-Kahn wurde daher vorübergehend in Lower Manhattan untergebracht. Mindestens ein bewaffneter Wächter ist rund um die Uhr bei ihm. Außerdem muss er eine elektronische Fußfessel tragen. Die Eingangstüren wurden auf Anweisung des Haftrichters mit Alarm und Video ausgestattet.