Der radikalste Anführer der Demonstranten wurde während eines Interviews in den Kopf geschossen. Ein Reporter wurde verletzt.

Bangkok. Die seit Wochen in Bangkok demonstrierenden Regierungsgegner richten sich auf eine Offensive der Armee ein. Am Freitag zündeten sie an zahlreichen Stellen des von ihnen besetzten Geschäftsviertels Barrikaden aus Gummireifen an. Außerhalb des Viertels standen sich Rothemden und Sicherheitskräfte in gespannter Atmosphäre gegenüber. Polizei und Armee riegelten die Zufahrtstraßen ab. Ein Demonstrant war durch eine Granatenexplosion ums Leben gekommen, ein Anführer der Demonstranten wurde in den Kopf geschossen und lebensgefährlich verletzt.

Außerdem wurde ein ausländischer Journalist am Freitagmorgen von einem Schuss getroffen. Sein Zustand war unklar. Der Mann war zwischen protestierende Regierungsgegner und Soldaten geraten. Die Nationalität des Journalisten, der an der Hand stark blutete, war zunächst unbekannt. Er trug eine Videokamera. Demonstranten brachten ihn weg.

Die Sicherheitskräfte waren am Donnerstagabend – gut einen Monat nach dem letzten fehlgeschlagenen Versuch – erneut zu dem von den Oppositionellen besetzten Gelände vorgerückt. An verschiedenen Stellen waren Schüsse und Explosionen zu hören. Der radikalste Anführer der Demonstranten, Generalmajor Khattiya Sawasdipol genannt Seh Daeng, wurde mitten im Interview mit ausländischen Journalisten in den Kopf geschossen. Er lag am Freitag auf der Intensivstation im Krankenhaus. Ein Sprecher der Demonstranten machte Scharfschützen der Armee verantwortlich.

Die Regierung hatte tagelang vergeblich auf das Ende der Proteste gewartet, nachdem das Oppositionsbündnis einen Kompromissvorschlag des Regierungschefs zur Lösung der Krise im Prinzip angenommen hatte. Die Demonstranten verlangen den Rücktritt der Regierung, die ihrer Ansicht nach keinen Rückhalt in der Regierung hat. Letztlich verweigerten sie aber den Abzug, und verlangten, dass zuerst der stellvertretende Regierungschef für die Gewalt bei einem Einsatz der Sicherheitskräfte am 10. April angeklagt wird. Dabei waren 25 Menschen ums Leben gekommen. Regierungschef Abhisit Vejjajiva zog daraufhin sein Angebot von vorgezogenen Neuwahlen im November zurück und ordnete den neuen Einsatz gegen die Demonstranten an.