An diesem Donnerstag wird das Unterhaus gewählt. Wegen des Mehrheitswahlrechts wird die Regierungsbildung schwierig.

London. An diesem Donnerstag hat Großbritannien die Wahl: Die Briten entscheiden über ein neues Parlament. Mehr als 44 Millionen Menschen können bestimmen, ob die Labour-Partei nach 13 Jahren die Regierung abgegeben muss. Doch der Ausgang ist so offen wie selten zuvor. Letzte Umfragen deuteten zwar darauf hin, dass die oppositionellen Konservativen stärkste Kraft werden. Auf die absolute Mehrheit können sie sich aber nicht verlassen. Aller Augen liegen deshalb auch auf den Liberaldemokraten – der kleineren Partei, die zum „Königsmacher“ werden könnte.

Premierminister Gordon Brown stellt sich erstmals dem Votum der Wähler. Er war vor knapp drei Jahren seinem zurückgetretenen Vorgänger Tony Blair nachgefolgt. Sein Herausforderer von den konservativen Tories, David Cameron, galt lange als Favorit, muss jetzt aber auch zittern.

Die drei Spitzenkandidaten kämpften bis zum letzten Moment. Cameron machte die Nacht durch. Brown entschuldigte sich nochmals für Fehler im Wahlkampf – etwa, als er eine Wählerin hinter deren Rücken beschimpfte. „Der wahre Gordon Brown ist jemand, der Fehler macht und sie sich schnell eingesteht“, sagte er.

Nick Clegg von den Liberaldemokraten rief die Menschen dazu auf, „mit dem Herzen“ zu wählen und ihr Kreuz bei seiner Partei zu machen, auch wenn die Aussichten auf eine Mehrheit scheinbar gering seien. Clegg und die „Lib Dems“ hatten besonders von den neuen TV-Debatten profitiert. Danach konnte die Partei auf mehr Stimmen hoffen als Labour.

Am Tag vor der Wahl lagen die Tories einer Umfrage für die Zeitung „The Sun“ zufolge bei 35 Prozent, gefolgt von Labour mit 30 Prozent. Die Liberaldemokraten mit Spitzenkandidat Clegg schafften 24 Prozent – sie büßten damit 4 Punkte ein. Eine ähnliche Verteilung ergab eine Umfrage für den Sender ITV News und die Zeitung „The Independent“. Die Tories verbuchten demnach 37 Prozent, Labour 29 und die Liberaldemokraten 26 Prozent.

Die Prozentzahlen sagen wegen der Tücken des britischen Mehrheitswahlsystems allerdings nichts über die tatsächliche Zahl der Sitze pro Partei aus. Wenn keine Partei die absolute Mehrheit bekommt, ist sie auf die Unterstützung anderer Parteien angewiesen. Wer dann Premier wird, ist offen.