Berlin. Polen übergibt Kampfjets an Kiew. Auch die Slowakei will liefern – und macht russischen Technikern Vorwürfe: Wurden Jets manipuliert?

Polen geht voran. Das Land hat seinem Nachbarn Ukraine im ersten Kriegsjahr Waffen und Munition im Wert von 2,4 Milliarden Euro zugesagt. Gemessen an der Wirtschaftsleistung ist das weit mehr als die Militärhilfe aus Deutschland, Großbritannien oder den USA. Das geht aus Daten des Kieler Instituts für Weltwirtschaft hervor.

Nun liefert Polen weitere Kampfflugzeuge – darunter auch Flugzeuge vom Typ MiG-29. Es sind Jets aus alten DDR-Beständen, die Deutschland vor 20 Jahren an Polen verkauft hatte. Allerdings mit einer Vertragsbedingung: Gibt Polen die Flieger weiter, braucht es die Genehmigung der Bundesregierung in Berlin. Und die kam nun: Für den Export der Kampfjets in die Ukraine gibt Deutschland grünes Licht.

Boris Pistorius (SPD), Verteidigungsminister, sitzt im Cockpit in einem A400M auf dem Flug nach Mali. Der Minister hält die Unterstützung der Ukraine mit Kampfjets aus polnischen Beständen für richtig. Deutschland selbst will nicht liefern.
Boris Pistorius (SPD), Verteidigungsminister, sitzt im Cockpit in einem A400M auf dem Flug nach Mali. Der Minister hält die Unterstützung der Ukraine mit Kampfjets aus polnischen Beständen für richtig. Deutschland selbst will nicht liefern. © dpa | Michael Kappeler

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) begründete die Entscheidung damit, dass die MiGs sowjetischer Bauart in der Ukraine bekannt sind. Das bedeutet: Die Luftwaffe dort kann die Kampfflieger schnell einsetzen, die Pilotinnen und Piloten kennen die Bedienung. Auch die Unterhaltung der Flugzeuge, Instantsetzung und Wartung seien „reibungslos“ möglich, so Pistorius. Das gelte für westliche Kampfjets nicht.

Polen will der Ukraine die gesamte MiG-Flotte überlassen

Schon Mitte März hatte die polnische Regierung die Lieferung erster MiG-Jets an die Ukraine angekündigt. Bisher wurden laut ukrainischen und polnischen Behörden acht Flugzeuge dieses Typs übergeben. Anfang April erklärte Polens Präsident Andrzej Duda, sein Land wolle die gesamte MiG-Flotte aus 30 Flugzeugen der Ukraine zur Verfügung stellen.

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Liefern will auch die Slowakei – und zwar die gesamte Flotte. Mehrere MiG-Kampfjets nutzt das kleine mitteleuropäische Land seit 2022 nicht mehr, weil russische Techniker aus der Slowakei abgezogen waren. Sie hatten die Flugzeuge instand gehalten, Ersatzteile besorgt. Nun soll die Ukraine die Flieger bekommen.

Kampfjets: Sabotage-Vorwurf gegen russische Ingenieure in Slowakei

Allerdings: Das slowakische Verteidigungsministerium macht den russischen Ingenieuren schwere Vorwürfe. Vor ihrer Abreise im vergangenen Jahr hätten sie die Kampfjets absichtlich beschädigt und manipuliert. War es gezielte Sabotage? Die slowakische Regierung legt dafür keine Belege vor, hält es aber für plausibel, weil vor allem die Bauteile defekt waren, zu denen die russischen Techniker Zugang hatten.

Slowakei, Malacky: Ein Kampfjet vom Typ MiG-29 der slowakischen Luftwaffe fährt während einer Flugshow durch ein Wassertor. Derzeit sind die slowakischen Maschinen nicht lufttauglich. Sie sollen trotzdem an die Ukraine gehen.
Slowakei, Malacky: Ein Kampfjet vom Typ MiG-29 der slowakischen Luftwaffe fährt während einer Flugshow durch ein Wassertor. Derzeit sind die slowakischen Maschinen nicht lufttauglich. Sie sollen trotzdem an die Ukraine gehen. © dpa | Petr David Josek

Die Bundesregierung selbst hat sich bisher gegen Lieferungen von Kampfflugzeugen entschieden, genauso wie andere Nato-Staaten, etwa die USA. Großbritannien will prüfen, bisher ist keine Entscheidung gefallen. Aber: Im ersten Kriegsjahr lieferte Deutschland Waffen und Munition im Wert von 3,6 Milliarden Euro an die Ukrainer – darunter Kampfpanzer, Raketenabwehrsysteme und Schutzausrüstung.

Die Ukraine setzt bislang vor allem auf Defensivwaffen – wie etwa Flugabwehrraketen. Kampfflugzeuge vom Typ MiG-29 wurden in der Sowjetunion, vor allem in den 1980er Jahren, gebaut. Der Flieger ist gut 17 Meter lang, kann mehr als 2000 Stundenkilometer schnell fliegen. In Friedenszeiten setzen Armeen die „MiG“ zur Luftraumüberwachung ein, in Kriegszeiten kann der Flieger eigene Angriffsgeschwader schützen und etwa Bomber zum Einsatzort begleiten.