Berlin. Bei den Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 sind Lecks aufgetreten. Welche Gefahren bringt das für Klima, Umwelt, Menschen und Fische?

Tatort Bornholm – eine dänische Insel in der Ostsee. An drei Stellen der Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 tritt Gas aus. Sie liegen in rund 88 Meter Tiefe. Welche Gefahren jetzt drohen. Ein Überblick:

Nord Stream: Welche Gefahren drohen fürs Klima?

Die größten Gefahren bestehen für das Klima und den Schiffsverkehr. Gas besteht aus Methan. Methan ist ein hochgefährliches Treibhausgas und schadet dem Klima 84 mal so stark wie Kohlendioxid (CO2), sagt der Chef der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Sascha Müller-Kraenner. „Wenn das Pipeline-Gas komplett in die Atmosphäre eintreten sollte, hat dies langfristig auch einen gigantischen Effekt auf die Klimabilanz.“

Nord Stream: Ist das Gas für den Menschen gefährlich?

Gas steigt nach oben. Sobald Methan aus dem Wasser tritt und an die Oberfläche gelangt, kann es mit Sauerstoff explosiv reagieren. „Diese möglichen Explosionen stellen eine große Gefahr für den Schiffsverkehr in der Ostsee dar“, so Müller-Kraenner.

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Verschmutzt das Gas das Meer und tötet Fische?

Methan ist nicht giftig und nicht wasserlöslich. Es steigt blasenmäßig an die Wasseroberfläche auf. Insofern wird es im Meer nicht - wie bei Ölunfällen - zu einer Verschmutzung führen und auch Fische und Pflanzen nicht vergiften. Aber das Gas landet in der Atmosphäre und wird dort zum Problem.

In unmittelbarer Nähe der Lecks könnten lebende Organismen gefährdet sein – zum Teil durch die Stärke der Ausgasung und Mangel an Sauerstoffs, sagt Manfred Santen von Greenpeace. Sollte es eine Explosion unter Wasser gegeben haben, dürfte es auch dort lokale Schäden gegeben haben, sagt Mueller-Kraennert.

Wie ein Strudel in der Ostsee: So sieht das Gas-Leck bei Bornholm von oben aus.
Wie ein Strudel in der Ostsee: So sieht das Gas-Leck bei Bornholm von oben aus. © dpa | -

Nord Stream: Was muss jetzt gegen das Gas-Leck getan werden?

„Das Gas muss schnellstmöglich aus den Pipelines vollständig entfernt werden“, sagt der DUH-Chef. Das sei in 2 Richtungen möglich – über die Russland in St. Petersburg und über die deutsche Seite in Lubmin. Da das Gas Russland gehört, stehe die russische Seite eigentlich in der Pflicht.

„Hier kann man nur hoffen, dass Gazprom hier verantwortungsbewusst handelt. Denn an gefüllten Pipelines können auch keine Schweißarbeiten ausgeführt werden“, sagt der DUH-Chef. Russland hatte als Reaktion auf die Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs seit Ende August die Gaslieferungen nach Deutschland eingestellt.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.