Paris. Wirtschaftsminister Altmaier war auf Antrittsbesuch in Paris. Dort suchte er Unterstützung im Handelskrieg mit US-Präsident Trump.

Fußball ist immer ein Thema, und deshalb gratuliert Peter Altmaier den Franzosen erst einmal zum Einzug ins Finale der Fußball-Weltmeisterschaft. Als Saarländer wolle er beim Endspiel am Sonntag Frankreich die Daumen drücken, verspricht der deutsche Wirtschaftsminister seinem Publikum. „Ich werde das Spiel mit einem guten Glas Bordeaux genießen.“

Freundschaft, Partnerschaft und gute Stimmung, das ist das Programm, das sich Peter Altmaier (CDU) für seinen Antrittsbesuch in Paris verordnet hat. Ob er wie am Donnerstagmorgen eine europapolitische Rede hält oder ob er seinen für Wirtschaft und Energie zuständigen Amtskollegen trifft: Altmaier schwärmt von den „historischen“ Beschlüssen zur Reform der Eurozone und schmeichelt dem Ego des Nachbarn: „Frankreich ist zurück im politischen Geschehen in Europa!“

Altmaier fehlt eine Strategie gegen Trump

Dass der Minister, der ohnehin glühender Europäer ist, gerade noch etwas dicker aufträgt, liegt am Handelsstreit mit den USA. Deutschland, Frankreich und die ganze EU müssen sich darauf einstellen, dass US-Präsident Donald Trump noch mehr Produkte mit noch höheren Zöllen belegt, vor allem deutsche Autos.

„Wir müssen eine solidarische Position zwischen Deutschland und Frankreich finden“, sagt Altmaier. „Wir müssen zeigen, dass wir handlungsfähig sind und einen weltweiten Handelskrieg verhindern können.“

Doch genau das ist das Problem: Weder Deutschland noch Frankreich haben bisher eine Idee, wie sich dieser Krieg verhindern lässt. In zwei Wochen hat EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker einen Termin bei Trump – nach dem Stand der Dinge fährt er mit leeren Händen nach Washington. Was kann er dem Amerikaner dann sagen?

Wie unterschiedlich die Einschätzung der Lage ist, zeigt das Treffen zwischen Altmaier und seinem für Wirtschaft zuständigen Kollegen Bruno Le Maire. Beide kennen und schätzen sich seit 15 Jahren, aber wenn es um Trump und seine Drohungen geht, haben der „liebe Peter“ und der „liebe Bruno“ eine komplett andere Sicht auf die Welt.

Während der Deutsche jede Art der Konfrontation vermeidet und nur von einem „schweren Konflikt“ spricht, den man mit den USA habe, ist für den Franzosen der „Handelskrieg“ längst ausgebrochen. Wo Altmaier besänftigt, sagt Le Maire: „Wir lassen uns die Pistole nicht auf die Brust setzen.“ Seit Präsident Emmanuel Macron mit seiner Umarmungsstrategie bei Trump scheiterte, ist die Geduld der Franzosen aufgebraucht.

Es geht um Auto-Exporte in die USA

Auch inhaltlich haben beide Länder verschiedene Interessen. Seit Trump europäische Autos zum Risiko für die nationale Sicherheit erklärt hat – das ist die offizielle Begründung für die drohenden Zölle – bangt die Bundesregierung um Tausende von Arbeitsplätzen.

Französische Autos sind in den USA zwar weniger beliebt als deutsche, doch auch Paris ist besorgt: Sollte der Konflikt dadurch entschärft werden, dass Auto-Zölle auf beiden Seiten des Atlantiks sinken oder ganz wegfallen, dann müsste das – so sind die weltweiten Handelsregeln – auch für andere Länder gelten.

Die Konkurrenz aus Japan und Südkorea könnte die Franzosen dann auf ihrem Heimatmarkt angreifen. Auch fragt man sich in Paris, wie lange es dauert, bis Trump die wichtige Agrarindustrie attackiert.

Altmaier jedenfalls gibt sich notorisch optimistisch. Man suche nach Lösungen auch jenseits der Zölle, sagt er: „Das ganze Menü ist groß und reichhaltig.“ Erst einmal wolle man sehen, welche Botschaften Kommissionspräsident Juncker aus Washington zurückbringe: „Danach werden wir uns austauschen und eine gemeinsame Position finden.“ Es sei noch zu früh für einen konkreten Vorschlag, sagt auch Bruno Le Maire.