Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist bei seinem Besuch in Afghanistan offenbar beschossen worden.

Berlin. Die Hubschrauber-Gruppe, mit der Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am Freitag in Afghanistan unterwegs war, ist nach einem Zeitungsbericht auf dem Flug von Kundus nach Termes (Usbekistan) beschossen worden. Wie die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ berichtet, wurde der Zwischenfall dem Minister noch während des Fluges mitgeteilt. Der Beschuss durch Aufständische mit Infanteriewaffen ereignete sich den Angaben zufolge in der Region Kundus.

Die drei Helikopter vom Typ CH-53 konnten den Flug fortsetzen, über Schäden an den Maschinen wurde nichts bekannt. An Bord des Hubschraubers, in dem der Minister reiste, war auch Bundeswehr- Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan. Guttenberg hatte in Kundus das deutsche Feldlager besucht. Am Vortag sei ein Bundeswehr- Hubschrauber desselben Typs ebenfalls mit automatischen Waffen beschossen und getroffen worden, berichtet die Zeitung. Er hatte vier Treffer in einem Zusatztank.

Deutschland wolle Mitte Januar eine zusätzliche Einsatzkompanie mit 120 Soldaten ins nordafghanische Kundus entsenden, kündigte Guttenberg am Freitag zum Abschluss seines Besuchs in der Unruheregion an. Die Truppen sollen die dort bereits stationierten 450 Eingreifkräfte verstärken – also jene Soldaten, die sich im Ernstfall Gefechte mit den Taliban liefern.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) übernahm inzwischen die Formulierung des neuen deutschen Verteidigungsministers, der von „kriegsähnlichen Zuständen“ in Teilen Afghanistan spricht. Sie warb zugleich für eine neue Afghanistan-Konferenz Anfang 2010. Dort müsse eine Perspektive festgelegt werden, bis wann die afghanische Regierung selbst für die Sicherheit im Land sorgen könne.

Derzeit sind in Afghanistan etwa 4500 deutsche Soldaten im Einsatz. Guttenberg war am Freitagmorgen zu einem aus Sicherheitsgründen nicht angekündigten Besuch in Kundus eingetroffen. Er wollte sich ein Bild von der Lage in der Region machen, wo am 4. September auf Befehl eines deutschen Obersts zwei von den Taliban gekaperte Tanklastwagen bombardiert worden waren. Dabei kamen nach Angaben der NATObis zu 142 Menschen ums Leben – Aufständische, aber auch Zivilisten.