Forschungsministerin Annette Schavan spricht im Interview mit abendblatt.de über die Zukunft der Raumfahrt.

Hamburg. Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) hat sich für ein eigenständiges deutsches Raumfahrtprogramm ausgesprochen. „Deutschland sollte versuchen, in dem globalisierten Markt eine starke Position einzunehmen und sich durch ein eigenständiges Programm zu positionieren“, sagte Schavan abendblatt.de, der Online-Ausgabe des Hamburger Abendblatts. „So sollte ein deutsches Mondpr ogramm zwar in den internationalen Kontext eingebettet sein, aber genügend nationale Bausteine haben. So können wir zeigen, dass wir wissenschaftlich und technologisch kompetent sind und die Fähigkeit haben, Missionen durchzuführen.“

Hier das gesamte Interveiw:

Abendblatt.de: Frau Ministerin, vor 40 Jahren landeten die ersten Menschen auf dem Mond. Welche Zukunft hat die bemannte Raumfahrt?

Annette Schavan: Die bemannte Raumfahrt wird es weiter geben. Sie ist das große Thema all derjenigen, die mehr als die Welt entdecken wollen. Es ist die Neugier, die uns Menschen antreibt. In 40 Jahren wird man nicht mehr darüber diskutieren, ob Flüge bemannt oder unbemannt sind, beides wird zusammen gehören. Wir werden weiter ins All hinein aufbrechen, das liegt in der Natur des Menschen.

Abendblatt.de Auch ein großes Thema für Deutschland?

Schavan: Für die Zukunft der Raumfahrt spielt Deutschland natürlich eine wichtige Rolle. Das DLR, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, ist hoch anerkannt und international vernetzt. Wenn es um künftige Missionen geht, werden sie aber nicht als rein deutsche, eher als europäische Gemeinschaftsprojekte verwirklicht. Raumfahrt bringt neben Erkenntnisgewinn auch technologischen Nutzen. Deutschland sollte versuchen, in dem globalisierten Markt eine starke Position einzunehmen und sich durch ein eigenständiges Programm zu positionieren. So sollte ein deutsches Mondprogramm zwar in den internationalen Kontext eingebettet sein, aber genügend nationale Bausteine haben. So können wir zeigen, dass wir wissenschaftlich und technologisch kompetent sind und die Fähigkeit haben, Missionen durchzuführen.

Abendblatt.de: Die Kosten stehen in keinem Verhältnis zum Erkenntnisgewinn, sagen Grüne und Linke - und fordern den Ausstieg aus der bemannten Raumfahrt....

Schavan: Grüne und Linke haken offenbar immer mehr Forschungsfelder als unwichtig ab. Das wundert mich. Man sollte ihnen mal die Frage stellen, auf was sich ihre Neugierde eigentlich noch konzentriert. Außerdem werden ja die Gelder für die Raumfahrt nicht ins All geschickt, sondern sichern anspruchsvolle Arbeitsplätze am Boden und sorgen für Innovationen für die Zukunft.

Abendblatt.de: Welche Missionen halten Sie für lohnend?

Schavan: Das Thema Mars-Mission stößt bei deutschen Forschern auf großes Interesse. Aber auch der Mond ist ein Thema und ein technologisches Sprungbrett für weitere Missionen ins All. Wenn es gelingt, eine nationale Mondmission zu realisieren, bei der wir die Wissenschaftlichkeit, innovative Technologie und gleichzeitig Missionskontrolle realisieren, dann können wir damit die Fähigkeiten der deutschen Forschung und Wirtschaft unter Beweis stellen. So empfehlen wir uns als Partner für internationale Missionen.

Abendblatt.de: Der Nasa-Manager Jesco von Puttkamer hat im Abendblatt für eine bemannte Mars-Mission plädiert. Er sagt, nach außerirdischem Leben könne man nicht mit Maschinen suchen...

Schavan: In diesem Punkt ist die Wissenschaft gefragt. Die Forscher müssen da zuerst einen Vorschlag machen. Klar ist aber auch, Automation und Robotik sind Schlüsseltechnologien für die weitere Erkundung des Weltraums. Ein Ziel ist demzufolge auch die Entwicklung innovativer Robotersysteme, die Astronauten mit ihren besonderen intuitiven, manipulatorischen und kognitiven Fähigkeiten ergänzen sollen.

Abendblatt.de: Glauben Sie an Außerirdische?

Schavan: Glauben tue ich an Gott. Aber ich wüsste schon gerne, ob es Außerirdische gibt.