Mehr als 40 Jahre nach seinem ersten Buch gesteht Erich von Däniken: “Ich habe damals nicht gründlich genug recherchiert.“

Der Schweizer Erfolgsautor Erich von Däniken wird heute 75 Jahre alt. Abendblatt-Mitarbeiter Peter Eggenberger sprach mit ihm über sein Verhältnis zur Wissenschaft, seine neuen Projekte und ob er die außerirdischen "Götter" wirklich im Jahre 2012 auf der Erde zurückerwartet.

Abendblatt:

Herr von Däniken, haben Sie die Wissenschaft mit Ihren Theorien bewusst provozieren wollen?

Erich von Däniken:

Am Anfang gar nicht. Da lebte ich meine große Neugierde aus und meine Lust, mich mitzuteilen. Schon wegen meines ersten Buches "Erinnerungen an die Zukunft", das 1968 erschienen ist, wurde ich aber von der Wissenschaft heftig angegriffen. Die Reaktionen haben in mir die Streitlust geweckt. Ich wurde provoziert und habe die Wissenschaftler dann mit den Theorien auch provozieren wollen. Niemand hat bei meinem ersten Buch beachtet, dass es darin 238 Fragezeichen gibt. Alle offenen Punkte wurden mir fälschlicherweise als Tatsachenbehauptungen ausgelegt.

Hat sich Ihr Verhältnis zur Wissenschaft verändert?

Seit zehn Jahren werde ich von den Wissenschaftlern vermehrt ernst genommen, auch von Archäologen und Astrophysikern. Sie zollen mir Respekt und sagen: "Sie haben vielleicht doch recht." Dies hängt damit zusammen, dass ich in meinen späteren Büchern immer alles gründlich recherchiert und blitzsauber mit Quellen belegt habe.

Sie geben damit indirekt zu, dass Sie zu Beginn Fehler begangen haben, die Sie angreifbar gemacht haben?

Dazu stehe ich. Inzwischen kann ich Fehler zugeben, wenn sie mir nachgewiesen werden. Ich habe die ersten Bücher aus heutiger Sicht zu wenig gründlich recherchiert. Ein Beispiel aus meinem ersten Buch: In einem Tempelhof in Delhi gibt es eine Metallsäule. Als ich diese erstmals sah, rostete sie nicht. Ich schrieb, vielleicht sei es eine außerirdische Legierung. Inzwischen rostet das alte Miststück (lacht).

Haben Sie ein weiteres Beispiel aus dem ersten Buch?

Im Nil gibt es eine Insel, die Elephantine heißt. Ich schrieb, sie sei so benannt, weil sie aus der Luft betrachtet die Form eines Elefanten habe. Dabei rührt ihr Name daher, dass dort Elefanten weiden. Tröstlich ist, dass die Geschichte der Wissenschaft voller Irrtümer ist. Ich bin also nicht allein. Wo ich trotz intensiven Literaturstudiums und langer Diskussionen nicht vom Gegenteil überzeugt worden bin, habe ich aber immer meine Position verteidigt. So glaube ich, dass die Zeichen in der Wüste von Nazca nicht von einer Religion oder von einem Kult stammen, sondern Landeplätze für Außerirdische waren.

Sie haben fast jedes Jahr ein Buch veröffentlicht. Bleibt da Zeit für eine seriöse Recherche?

Ich bin "en flissige Chaib", was auf Schweizerdeutsch so viel heißt wie "ich bin ein Arbeitstier". Außerdem plane ich jedes Jahr minuziös für Reisen, Vorträge, Recherche und Schreiben. Ich bin ein Schnellschreiber. Wenn ich das Material gesammelt habe, brauche ich für ein Buch nur noch zwei Monate. Nehmen Sie mein Buch "Die Steinzeit war ganz anders" aus dem Jahr 1991. Ich habe zwölf Jahre Material gesammelt, aber es in zwei Monaten geschrieben.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Dass Wissenschaftler kommen und mit mir meine Theorien diskutieren. So hat mir letzthin ein 79-jähriger Doktor der Sumerologie nach einem Vortrag einen Brief geschrieben. Er habe einen sumerischen Text mit meinen Augen gelesen. Er habe gewisse Begriffe wie "Engel" durch "Außerirdische", "Erzengel" durch "Anführer der Außerirdischen" und "Himmelfahrt" durch "Space Shuttle" ersetzt. Diese Ersetzungen hätten den Text völlig verändert. Und der Mann schreibt mir, es passe alles zusammen!

Haben Sie es in den Auseinandersetzungen mit den Wissenschaftlern bedauert, nicht selbst eine universitäre Ausbildung absolviert zu haben?

Nein, ganz im Gegenteil. Professoren haben mir mehrfach gesagt, sie könnten wegen ihres Rufs keine solchen Theorien wie ich publizieren. Ich musste nie solche Rücksicht nehmen. Es war ein großer Vorteil, dass ich meine verrückten Ideen von außen aufschreiben konnte.

Wovon handelt Ihr nächstes Buch?

Ich besitze 60 000 digitalisierte Bilder. Daraus sollen zwei Bücher entstehen. Das erste wird im Herbst 2010 erscheinen, mit dem Titel "Grüße aus der Steinzeit". Es gibt an verschiedenen Orten der Welt Felszeichnungen mit Figuren mit Heiligenschein und Strahlen.

Die Steinzeitkünstler, die diese Figuren gezeichnet haben, hatten keine Möglichkeit, miteinander zu kommunizieren. Haben sie alle Außerirdische gesehen? Bei einem Vortrag in Vancouver vor bald 25 Jahren haben mir zwei Archäologen gesagt, die Felszeichnungen in einem Reservat der Indianer bei Vancouver stellten Manitu dar. Ich habe gefragt "Who the hell is Manitu?" Am Abend hatte ich im Hotel ein Fax mit dem Text "Who the hell is Erich von Däniken? Signed Manitu" Das zweite geplante Buch trägt den Arbeitstitel "Unmögliche Monumente" und soll ebenfalls aus dem Fundus meiner digitalisierten Bilder schöpfen.

Welche weiteren Projekte wollen Sie nach Ihrem 75. Geburtstag verwirklichen?

Es gibt zwei große Projekte. Einmal möchte ich mehr Klarheit zu den Zeichnungen in Nazca in Peru erhalten. Man findet dort Veränderungen im Magnetfeld der Erde. Fließt der Strom auf den Linien anders als sonst? Wirkt der Sand dort als Isolator? Solche Fragen stellt kein Archäologe. Schon vor fünf Jahren bin ich mit diesem Anliegen zu zwei Dozenten der Technischen Hochschule Dresden gegangen. Diese machten Messungen und fanden in einigen Metern Tiefe starke Magnetfelder. Außerdem fanden sie im Boden Arsen und kristallines Glas. Jetzt habe ich die Dozenten gebeten, für mich Feinbohrungen in Nazca auszuführen. Weil das Gebiet Weltkulturgut der Unesco ist, braucht es dafür allerdings Bewilligungen. Diese werden derzeit eingeholt.

Und das zweite große Projekt?

Das ist Ägypten. Der griechische Geschichtsschreiber Herodot, der um 450 vor Christus in Ägypten war, beschrieb einen Sarkophag in einem See unter einer großen Pyramide. Jetzt haben Ägyptologen in Gizeh unter einer Pyramide einen Schacht von 42 m Tiefe gefunden. Ich bin durch diesen Schacht über eine Eisenleiter hinuntergeklettert. Und was befand sich ganz unten? Ein glasklarer Teich mit einem offenen Sarkophag! Hier möchte ich weiterforschen. Die Decke des Schachts zur Pyramide ist nämlich geradlinig abgeschnitten. Durch den engen Schacht kann das Material nicht abtransportiert worden sein.

Sie wollen herausfinden, was dort passiert ist?

Ja, solche Fragen lassen mich auch mit 75 nicht in Ruhe. Ich werde stets neue Fragen stellen und Antworten suchen. Nur noch auf der Terrasse zu sitzen und die Zeitung zu lesen oder einfach so durch die Wälder zu schlendern wäre fürchterlich. Das Gehirn arbeitet ununterbrochen, und so soll es bleiben.

Warum haben die Bewohner der Erde damals nicht feindselig reagiert, als die Außerirdischen gemäß Ihrer Theorie auf die Erde gekommen sind?

Die Erklärung finden Sie, wenn Sie beobachten, wie ein Stamm in einem abgelegenen Gebiet auf erstmals auftauchende Ethnologen reagiert. Zunächst verstecken sich die Eingeborenen. Wenn sie bemerken, dass die Eindringlinge nichts Feindseliges im Sinn haben, gewinnen sie Vertrauen und kommen aus ihren Verstecken. Das hat man etwa beim Kayapo-Stamm im Gebiet von Mato Grosso in Brasilien erlebt.

Glauben Sie, dass die Außerirdischen eines Tages wieder auf die Erde kommen?

Davon bin ich überzeugt. Jede Kultur der Antike hat den Gedanken der Wiederkunft gekannt. Jede Kultur der Antike hat den Glauben und die Hoffnung gekannt, ihr Gott komme wieder. Auch heutige Religionen warten auf die Wiederkunft, die Christen auf Jesus, die Juden auf Messias usw. In meinem letzten Buch komme ich als Zeitpunkt für die Rückkehr der Außerirdischen auf den Dezember 2012 zu sprechen. Dies hat mit dem Maya-Kalender zu tun. Es ist möglich, aber nicht sicher, dass genau dann die Außerirdischen zurückkommen.

Und was werden Sie am Tag tun, an dem die Außerirdischen tatsächlich zurückkommen?

An diesem Tag werde ich ausnahmsweise nicht unterwegs sein oder ein Buch schreiben, sondern nur auf der Terrasse meines Chalets in Beatenberg im Berner Oberland in der Schweiz sitzen (lacht).