CDU-Politikerin fordert auch frühere Einschulung.

Hamburg. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat die Hamburger Schulreform kritisiert und den schwarz-grünen Senat zu Nachbesserungen aufgefordert. "Das Gymnasium ist eine große Stärke des deutschen Bildungssystems. Da sollte schon noch mal nachgedacht werden in Hamburg über den Zeitpunkt des Wechsels", sagte Schavan dem Abendblatt. "Jeder Reformprozess bietet die Möglichkeit, noch einmal zu justieren und Alternativen zu bieten."

Die Schulreform sieht ab dem Schuljahr 2010/2011 tief greifende Veränderungen vor: Die Primarschule löst die Grundschule ab und soll bis zur 6. Klasse gehen. Erst ab der 7. Klasse können die Schüler entweder ein Gymnasium oder eine der ebenfalls neu gegründeten Stadtteilschulen besuchen. Wichtig sei, die Qualität der Bildung zu verbessern, mahnte Schavan. "Ziel jeder Reform sollte sein, die Stärken zu stärken."

Zugleich beklagte die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende, dass Kinder in Deutschland erst mit sechs Jahren eingeschult werden. "Die Altersgrenze von sechs Jahren führt dazu, dass viele Kinder in Deutschland für ihre Verhältnisse zu spät in die Schule kommen", sagte Schavan. "Am Ende der ersten Klasse haben sie dann keine Lust mehr, weil sie unterfordert sind." Daher dürfe es "keinen starren Stichtag" für die Einschulung geben.

Die Zukunft liege in einer stärkeren Verbindung von Kindergarten und Grundschule, betonte die Ministerin und verwies auf sogenannte Bildungshäuser. Mit dem Lernen solle früher begonnen werden, "etwa im Alter von vier statt erst mit sechs Jahren".

Der Vorstoß, der am Freitag vorab auf abendblatt.de veröffentlicht wurde, löste eine breite Debatte aus. Der Deutsche Lehrerverband bezeichnete die Forderung als "unglaublich weit weg von der Realität". Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) nannte die Idee "nicht sinnvoll". Die Kinder hätten "ein Recht auf ihre Kindheit", sagte GEW-Chef Ulrich Thöne der "Rheinischen Post".