Er hat Flugangst und nimmt deshalb die Bahn. Diktator Kim muss eine heikle Angelegenheit mit Präsident Medwedew verhandeln.

Moskau/Seoul. Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong-il ist am Dienstag in der sibirischen Stadt Ulan-Ude eingetroffen, wo er mit dem russischen Präsidenten Dimitri Medwedew zusammentreffen will. Kim kam mit seinem gepanzerten Zug in der Hauptstadt der Republik Burjatien in der Nähe des Baikalsees an, wie russische Nachrichtenagenturen berichteten. Die südkoreanische Agentur Yonhap meldete, das Treffen mit Medwedew werde vermutlich am Mittwoch stattfinden. Kim war auf Einladung Medwedews bereits am Sonnabend zu dem etwa einwöchigen Besuch in Russland eingetroffen. Beide wollen unter anderem über eine Wiederaufnahme der internationalen Atomgespräche und den Bau einer Gaspipeline sprechen.

Russland wolle vor allem eine politisch heikle Gaspipeline über das Territorium seines kommunistischen Nachbarn Nordkorea nach Südkorea durchsetzen, wie die Moskauer Zeitung „Kommersant“ berichtete. Nordkorea könne im Gegenzug für den Transit von zehn Milliarden Kubikmetern Gas in sein verfeindetes Nachbarland Gebühren von 100 Millionen US-Dollar im Jahr verdienen. Kim brauche das Geld dringend, um sein Land vor Hunger und Not zu bewahren, hieß es.

Der unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen organisierte Besuch von Kim ist der erste seit 2002 in Russland. Der nordkoreanische Diktator mit Flugangst hatte am Sonnabend mit seinem gepanzerten Zug die russische Grenze überquert. Nordkorea kämpft derzeit mit Hochwasser, das in dem verarmten Land die Lebensmittelknappheit noch verstärkt hat. Zudem machen dem Regime internationale Sanktionen gegen sein Atomprogramm zu schaffen. Dem Vernehmen nach will Medwedew bei Kim für eine Wiederaufnahme der Atom-Verhandlungen werben. Traditionell hegt das abgeschottete Land engere Beziehungen zu China als zu Russland. Experten vermuten, dass Pjöngjang seine Beziehungen zu Moskau stärken will, um unabhängiger von Peking zu werden. (dapd/dpa)