Kim Jong-il hat Kim Jong-un erstmals öffentlich vorgeführt. Die Staatsmedien zeigten das erste Foto. Verschüchtert sieht der Neue aus..

Pjöngjang/Hamburg. Es ist das erste Foto, die ersten Videoaufnahmen. Da sitzt er in einer Reihe mit seinem Vater – schon bereit für die Machtübernahme in Nordkorea? Verschwommen ist das Bild, das die Welt vom nächsten Diktator Kim Jong-un bekommt. Fast verschüchtert wirkt der vermutlich 27 Jahre alte Mann, um den sich so viele Geschichten ranken und der nach Legenden und möglicherweise wahren Erzählungen teilweise in Europa erzogen wurde.

Die Veröffentlichung kam zwei Tage nachdem der Machthaber seinen Sohn im Rahmen eines Parteitreffens in die erweiterte Führungsriege der Partei aufgenommen und ihn damit praktisch zum Nachfolger ernannt hatte. Vor dem größten Treffen der Partei seit 30 Jahren in Pjöngjang hatte Kim Jong-il dem Sohn bereits den Rang eines Vier-Sterne-Generals verliehen. Kim Jong-un steht nach Erkenntnissen von Nordkorea-Kennern schon seit längerem als Nachfolger des gesundheitlich angeschlagenen Machthabers fest.

Die Familienverhältnisse der Kims gelten in dem kommunistischen Land als Tabuthema. In einem Buch schreibt der frühere Koch von Kim Jong-il, Kenji Fujimori, dass der dritte von drei bekannten Söhnen seinem Vater am meisten gleiche – sowohl körperlich als auch hinsichtlich des Charakters. Kim Jong-un soll früh einen Sinn für Autorität und Macht entwickelt haben, schrieb die südkoreanische Zeitung „Korea Herald“. Wie sein Vater leidet er angeblich an Diabetes.

Unterdessen sind die ersten Militärgespräche zwischen dem Norden und dem Süden seit den monatelangen Spannungen ohne offensichtliche Annäherung zu Ende gegangen. Bei dem Treffen auf Arbeitsebene im Grenzort Panmunjom bekräftigte Südkorea die Forderung an Nordkorea nach einer Entschuldigung für die Versenkung eines seiner Kriegsschiffe. Außerdem habe man den Norden dazu aufgerufen, unverzüglich die „militärischen Drohungen und das aggressive Verhalten an den Seegrenzen“ zu unterlassen, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit.

Die nordkoreanischen Offiziere hätten die Forderung zurückgewiesen. Die Ermittlungsergebnisse zum Untergang der Korvette „Cheonan“ könnten nicht akzeptiert werden. Außerdem behauptete Nordkorea nach Angaben Seouls, dass südkoreanische Marineschiffe wiederholt die Seegrenze im Gelben Meer verletzt hätten. Südkorea macht das kommunistische Nachbarland für den Untergang der „Cheonan“ verantwortlich, bei dem im März nahe der Seegrenze im Gelben Meer 46 Seeleute getötet wurden. Nordkorea bestreitet eine Verwicklung.