Serbischer Ex-General störte die Anhörung in Den Haag mehrfach. Nach dem Rausschmiss plädierte der Richter für Mladic auf nicht schuldig.

Den Haag. Während seiner Anhörung vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ist der mutmaßliche Kriegsverbrecher Ratko Mladic des Saals verwiesen worden. Mladic störte am Montag wiederholt die Anhörung und erklärte, ihm stehe das Recht zu, seine Verteidiger selbst zu bestimmen. Außerdem weigerte sich Mladic, ein Plädoyer abzugeben. Der Vorsitzende Richter Alphons Orie aus den Niederlanden forderte den Angeklagten mehrmals zum Schweigen auf, bevor er ihn schließlich aus dem Gerichtssaal bringen ließ.

Mit dem Zwischenruf "Nein, nein, ich höre nicht zu!“ hatte Mladic gestört, als der Richter die Punkte der Anklage vortragen wollte. Sicherheitsbeamte führten den 69-Jährigen, der sich zunehmend aggressiv verhalten hatte, aus dem Saal.

"Sie wollen meine Verteidigung bestimmen, was für ein Gericht sind Sie?“, rief Mladic, bevor er von Justizbeamten hinaus begleitet wurde. Nach einer kurzen Unterbrechung nahm Orie die Anhörung wieder auf und plädierte im Namen Mladics auf nicht schuldig, wie es dem normalen Verfahren entspricht, wenn ein Angeklagter sich zu den erhobenen Vorwürfen nicht äußert.

Vor der Anhörung in Den Haag hatte es noch Zweifel über das Erscheinen Mladics gegeben. Der ehemalige General der bosnischen Serben zur Verhandlung hatte über seinen Belgrader Rechtsanwalt am Sonntag mit einem Boykott gedroht, um seiner Forderung nach freier Wahl seiner Verteidiger Nachdruck zu verleihen.

Der 69-jährige sollte in Den Haag erklären, ob er sich schuldig oder nicht schuldig bekennt. In elf Anklagepunkten werden ihm Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen – darunter wegen der Massaker in Srebrenica im Sommer 1995.

Zu Beginn der Anhörung begann Mladic umgehend zu sprechen. Richter Orie forderte ihn auf zu schweigen, bis er gebeten werde, sich zu äußern. Mladic verlangte von dem Gericht eine Verschiebung des Termins sowie die Erlaubnis, den Gerichtssaal zu verlassen. Beide Anträge wurden von Orie abgewiesen.

Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien hatte in der vergangenen Woche mehr Zeit erbeten, um die Qualifikationen der von dem 69-Jährigen vorgeschlagenen Anwälte zu prüfen. Gerichtssprecherin Nerma Jelacic sagte am Sonntag, das UN-Tribunal sei nicht offiziell über einen Boykott informiert worden, die Vorbereitungen für die Anhörung liefen daher ganz nach Plan.

Mladic werden Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Krieges von 1992 bis 1995 vorgeworfen. Die Anklage umfasst elf Punkte, neben dem Massaker von Srebrenica auch mehr als dreieinhalbjährige Blockade Sarajevos, bei der etwa 12.000 Menschen getötet wurden. Bei der Vorlage der Anklageschrift Anfang Juni hatte der auch als "Schlächter vom Balkan“ bekanntgewordene Berufssoldat die Vorwürfe als "abscheulich“ und "monströs“ bezeichnet und ein Plädoyer verweigert. Mladic folgt damit dem Beispiel seines ideologischen Mentors Radovan Karadzic. Der ebenfalls wegen des Völkermords von Srebrenica angeklagte frühere politische Führer der bosnischen Serben hatte die Vorwürfe in seinem 2009 eröffneten Prozess als "Sammlung von Lügen“ bezeichnet. (dpa/dapd/rtr)