Die Kanzlerin kommt aber bei den Führungskräften nicht an. Top-Manager stellen der schwarz-gelben Bundesregierung schlechtes Zeugnis aus.

Hamburg. Die Mehrheit der Bürger bringt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) großes Vertrauen entgegen – doch die deutschen Führungskräfte stellen der Regierungschefin ein schlechtes Zeugnis aus. Die Manager sind insgesamt mit der schwarz-gelben Regierungs-Koalition sehr unzufrieden. Da sind die Kernergebnisse von zwei neuen Umfragen, die sich die politisch Verantwortlichen in Berlin vermutlich hinter den Spiegel klemmen werden. Dabei kann Merkel noch auf ihre Beliebtheit verweisen. Wie eine Umfrage des „Stern“ ergab, landet Merkel mit 59 von 100 Punkten im Vertrauen der Bürger erstmals seit einem Jahr ganz vorn. Im März lag SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier noch auf Platz 1, er kam diesmal auf 56 Punkte und damit auf Platz 2.

Hohes Vertrauen genießen ebenso Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) und Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) mit je 52 Punkten. Im Mittelfeld landeten SPD-Chef Sigmar Gabriel und Grünen-Fraktionschefin Renate Künast mit je 44 Punkten. Der neue Wirtschaftsminister und FDP-Chef Philipp Rösler erreichte 40 Punkte. Am wenigsten vertrauen die Deutschen dem Linken-Fraktionschef Gregor Gysi (34 Punkte) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP), der mit unverändert 31 Punkten erneut das Schlusslicht bildet.

In dem Ranking wurde auch nach Ex-Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) und dem neuen Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann (Grüne), gefragt. Beide Politiker sind bei den Deutschen beliebt. Demnach vertrauen 57 Prozent der Bürger Steinbrück. Die Arbeit Kretschmanns schätzen 39 Prozent als gut, vier Prozent sogar als sehr gut ein. 40 Prozent haben sich allerdings noch keine Meinung über den Landeschef gebildet, der seit sechs Wochen im Amt ist.

Im sogenannten „Elite-Panel“ der Zeitschrift „Capital“ wird Merkel von 58 Prozent der Befragten Schwäche attestiert. Das ist ihr mit Abstand schlechtester Wert, wie die Zeitschrift mitteilte. 77 Prozent sind mit der Arbeit von Schwarz-Gelb unzufrieden, 78 Prozent halten die Regierung für schwach. 79 Prozent finden zudem, dass der Richtungswechsel in der Energiepolitik die Glaubwürdigkeit der Regierung beschädigt hat. Die Kanzlerin persönlich fanden 2010 noch 49 Prozent der Befragten glaubwürdig, jetzt sind es lediglich 18 Prozent. Für das „Elite-Panel“ befragte das Institut für Demoskopie Allensbach vom 25. Mai bis 14. Juni 519 Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung, darunter Vorstände von großen Konzernen, Ministerpräsidenten und Minister sowie Behördenleiter.