Für BND-Chef Ernst Uhrlau ist die Lage in Libyen nicht mit den Umwälzungen in Tunesien und Ägypten vergleichbar. Das sagte er dem Abendblatt.

Hamburg. Nach Aussage des Chefs des Bundesnachrichtendienstes (BND), Ernst Uhrlau, ist noch kein Ende der Herrschaft der Diktaturen in Libyen und Syrien in Sicht. Im Interview des "Hamburger Abendblatt" sagte Uhrlau: „Man kann derzeit nicht vorhersagen, wie lange Gaddafi sich noch an der Macht halten wird.“ Militärisch sei ein Patt beobachtbar. „Die Gegend um Tripolis, also der Einflusszone Gaddafis, ist bevölkerungs- und stammesmäßig stärker als der Osten, wo die Rebellen die Überhand haben.“

Man könne die Lage in Libyen nicht mit den Umwälzungen in Tunesien und Ägypten vergleichen, deren Diktatoren in kurzer Zeit gestürzt wurden, „weil in Libyen sehr viel stärker die Zugehörigkeit zu bestimmten Stämmen eine Rolle spielt, die von Gaddafi an den Erträgen aus der Öl- und Gasproduktion beteiligt werden.“

Man wisse nicht genau, wer eigentlich Gaddafis Gegner seien, räumte Uhrlau ein. „Es gibt noch keine detailliert klare Zuordnung aller Beteiligten.“ Sie hätten aber einen gemeinsamen Nenner: Gaddafi müsse weg, das Leiden der Zivilbevölkerung müsse ein Ende haben. „Sie wollen ein Ende der Bespitzelung“, sagte Uhrlau. „Sie ärgern sich beispielsweise auch darüber, dass es in Libyen an Bildung und an Wohnungen fehlt, während das Regime Geld ausgibt, um sich in die Politik im Sudan oder im Tschad einzumischen.“

Das Regime in Syrien hält Uhrlau trotz der dortigen Unruhen für stabil. „Ich sehe im Augenblick in Syrien keinen Prozess, der zu einem radikalen Umsturz führt wie in Nordafrika“, sagte der BND-Chef. „Zur Erinnerung: Der Vater des heutigen Präsidenten Assad hat vor einigen Jahrzehnten in Hama bis zu 30.000 Muslimbrüder ermorden lassen und damit das Regime auf brutale Weise konsolidiert.“

Hier die entsprechende Interviewpassage:

Hamburger Abendblatt: Die Diktatoren in Tunesien und sogar in Ägypten haben nach wenigen Wochen aufgegeben. Wie fest sitzt Gaddafi in Libyen noch im Sattel?

Ernst Uhrlau: Wenn es um die militärische Seite geht, ist derzeit ein Patt beobachtbar. Libyen lässt sich aber nicht mit anderen nordafrikanischen Ländern vergleichen, weil in Libyen sehr viel stärker die Zugehörigkeit zu bestimmten Stämmen eine Rolle spielt, die von Gaddafi an den Erträgen aus der Öl- und Gasproduktion beteiligt werden.

Hamburger Abendblatt: Ist ein Ende des Regimes schon in Sicht?

Ernst Uhrlau: Man kann derzeit nicht vorhersagen, wie lange Gaddafi sich noch an der Macht halten wird. Die Gegend um Tripolis, also der Einflusszone Gaddafis, ist bevölkerungs- und stammesmäßig stärker als der Osten, wo die Rebellen die Überhand haben.

Hamburger Abendblatt: Wer sind eigentlich Gaddafis Gegner? Was eint die Rebellen?

Ernst Uhrlau: Es gibt noch keine detailliert-klare Zuordnung aller Beteiligten. Sie haben aber einen gemeinsamen Nenner: Gaddafi muss weg, das Leiden der Zivilbevölkerung muss ein Ende haben. Sie wollen ein Ende der Bespitzelung. Sie ärgern sich beispielsweise auch darüber, dass es in Libyen an Bildung und an Wohnungen fehlt, während das Regime Geld ausgibt, um sich in die Politik im Sudan oder im Tschad einzumischen.

Hamburger Abendblatt: Auch in Syrien gibt es blutige Unruhen. Wie stabil ist das Regime dort?

Ernst Uhrlau: Ich sehe im Augenblick in Syrien keinen Prozess, der zu einem radikalen Umsturz führt wie in Nordafrika. Zur Erinnerung: Der Vater des heutigen Präsidenten Assad hat vor einigen Jahrzehnten in Hama bis zu 30.000 Muslimbrüder ermorden lassen und damit das Regime auf brutale Weise konsolidiert.