Zwei Söhne des libyschen Diktators erarbeiten einen Plan für ein Ende der Herrschaft - und schlagen Übergangsprozess zu Demokratie vor.

Washington. Zwei Söhne von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi haben einem Zeitungsbericht zufolge einen Übergang des Landes zur Demokratie angeboten, der auch Gaddafis Machtverzicht beinhalten würde. Der Übergangsprozess solle von Gaddafis Sohn Seif el Islam Gaddafi angeführt werden, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf einen in den Plan eingeweihten Diplomaten und einen libyschen Vertreter. Der Plan werde auch von Gaddafis Sohn Saadi Gaddafi unterstützt. Unklar war dem Bericht zufolge, ob Libyens Machthaber selbst den Plan aktiv unterstützt. Aus dem Umfeld seiner Söhne verlautete laut „NYT“ jedoch, der 68-Jährige sei bereit, sich dem Vorhaben zu fügen.

Die beiden Gaddafi-Söhne wollten ohne ihren Vater „auf einen Wandel des Landes“ hinarbeiten, zitierte die britische „NYT“ eine Quelle aus dem Umfeld von Seif und Saadi el Gaddafi. Wenn die beiden grünes Licht bekämen, würden sie „das Land schnell erneuern“.

Nach Einschätzung der Zeitung könnte der Vorstoß der beiden Gaddafi-Söhne seit langem bestehende Differenzen mit ihren Brüdern widerspiegeln. Während Seif el Islam und Saadi el Gaddafi zu westlichen Wirtschaftsformen und einer politischen Öffnung Libyens tendierten, seien Gaddafis Söhne Chamis und Mutassim als Hardliner einzustufen. Chamis el Gaddafi steht demnach einer regierungstreuen Miliz vor. Der nationale Sicherheitsberater Mutassim sei ein Rivale von Seif bei der Nachfolge von Muammar el Gaddafi.

Parallel zu den erbitterten Kämpfen in Libyen gehen die diplomatischen Bemühungen um eine friedlich Lösung der Krise weiter. Ein Vertrauter des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi, Vize-Außenminister Abdul Latif al-Obeidi, reiste am Sonntag zu Gesprächen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou nach Athen. Das Treffen finde auf Wunsch der libyschen Seite statt. Nach Einschätzung des griechischen Außenministers Dimitris Droutsas ist das Gaddafi-Regime ist um eine Lösung des Konflikts bemüht. Papandreou habe dem Gaddafi-Vertrauten gesagt, die Beschlüsse der Vereinten Nationen müssten respektiert und in ihrer Gesamtheit in die Tat umgesetzt werden.

Dies bedeute auch eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen und vor allem das Ende der Gewaltanwendung gegen die Zivilbevölkerung. Griechenland werde die Alliierten über den genauen Inhalt der Gespräche informieren. Der libysche Gesandte werde in die Türkei und auch nach Malta reisen, teilte das griechische Außenministerium weiter mit. Vor dem Treffen mit al-Obeidi hatte Papandreou mit dem britischen Premier David Cameron, dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan und anderen politischen Führern der Region gesprochen.

Seit dem Beginn der Nato-Mission seien 218 Luftschläge gezählt worden. Die Nato hatte das Kommando am Donnerstag übernommen. An dem Einsatz über Libyen nehmen etwa 20 der 28 Nato-Mitglieder sowie mehrere nicht dem Bündnis angehörende Staaten teil. Deutschland und Polen beteiligen sich nicht. Ziel ist es, auf der Basis der Resolution 1973 des UN-Sicherheitsrates die Flugverbotszone sowie die Einhaltung des Waffenembargos zu überwachen und die Zivilbevölkerung zu schützen. Bei Al-Brega setzten Aufständischen-Verbände am Sonntag ihre Bemühungen fort, die Gaddafi-Truppen aus dem strategisch wichtigen Ölhafen zu verdrängen, berichtete ein dpa-Korrespondent unter Berufung auf Rebellenkämpfer.

Nach neuen Nato-Angriffen auf die Regime-Streitkräfte konnten weite Teile der Stadt 240 Kilometer südwestlich von Bengasi eingenommen werden. Al-Brega war in den vergangenen Tagen stark umkämpft gewesen. Die Stadt hatte mehrfach den Besitzer gewechselt. Die Gaddafi-Truppen griffen am Wochenende weiter die von ihnen belagerten Städte Misurata und Al-Sintan an. Bewohner beschrieben die Lage in den Enklaven als dramatisch und verzweifelt. In Misurata, 210 Kilometer östlich von Tripolis, trafen Granaten ein Krankenhaus. Mehrere Freiwillige wurden verletzt, berichtete die Oppositionsgruppe „Feb17voices“ am Sonntag über den Kurzmitteilungsdienst Twitter. (AFP/dpa)