Die Debatte um Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg geht nach seinem Titelverzicht weiter. Die Universität Bayreuth geht den Plagiatsvorwürfens weiter nach.

Hamburg/Bayreuth. Nun hat er freiwillig auf seinen Doktortitel verzichtet und bleibt dennoch in der Defensive: Die Universität Bayreuth hat gestern erklärt, sie werde weiter die Plagiatsvorwürfe gegen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) überprüfen. "Die Bitte, den Doktortitel zurückzunehmen, entbindet die zuständige Kommission nicht von der Pflicht, die notwendige Prüfung vorzunehmen", erklärte Universitätspräsident Rüdiger Bormann in Bayreuth.

Am Montagabend hatte der CSU-Politiker auf einer Veranstaltung in Kelkheim bekannt gegeben, dass er dauerhaft seinen Doktortitel ablegen werde. Gestern Morgen dann erreichte die Universität Bayreuth ein Schreiben ihres ehemaligen Doktoranden, in dem er bat, "die Verleihung meines Doktorgrades zurückzunehmen". In den letzten Tagen habe er seine Dissertation nochmals gründlich überprüft, schrieb der Minister. "Dabei kam ich zu dem Ergebnis, dass mir bei der Erarbeitung gravierende handwerkliche Fehler unterlaufen sind, die ordnungsgemäßem wissenschaftlichen Arbeiten widersprechen." Die Ursache für sein "Fehlverhalten" liege darin, "dass ich über einen zu langen Zeitraum an der Arbeit geschrieben und offensichtlich den Überblick über die Verwendung von Quellen teilweise verloren habe". Er habe aber zu "keinem Zeitpunkt vorsätzlich oder absichtlich getäuscht".

Auf der Pressekonferenz am Nachmittag dann betonte Universitätspräsident Bormann: "Ob Herr zu Guttenberg seinen Doktortitel bis zur Entscheidung weiter trägt, liegt bei ihm selbst. Die letztendliche Entscheidung obliegt aber der Kommission", sagte Bormann. Wann diese Entscheidung falle, konnte Bormann nicht sagen. Es werde nun "professionell" geprüft.

Dessen ungeachtet geht die Debatte um die politischen Konsequenzen aus den Vorwürfen weiter. Erstmals waren nun auch kritische Stimmen aus den Reihen der Union zu hören. Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) beanstandete im WDR Guttenbergs Textübernahmen. Er könne sich dies nur so erklären, dass dem Minister zu dem Zeitpunkt "das Ausmaß der Schlampigkeit nicht klar war, mit der die Arbeit verfasst und eingereicht worden ist". CDU-Vorstandsmitglied Regina Görner meldete sich ebenfalls zu Wort: "Der Auftritt in Kelkheim reicht als Entschuldigung nicht aus", sagte Görner der "Tageszeitung". "Zu Guttenberg muss erklären, wie es zu den krassen Fehlern in seiner Dissertation gekommen ist." Auch die Opposition gab sich mit dem Titelverzicht nicht zufrieden. Der Minister habe "getäuscht und gelogen", erklärte SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann in Berlin. Die Kanzlerin müsse sich überlegen, ob sie einen Lügner im Kabinett haben wolle. Die Affäre soll heute im Bundestag auch Thema einer Aktuellen Stunde sein, in der sich auch Guttenberg zu den Vorwürfen äußern will. Wie die "Berliner Zeitung" berichtet, gibt es inzwischen vier Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages, die im Verdacht stehen, in Guttenbergs Dissertation eingeflossen zu sein.

Stefan Müller, parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Bundestag, wittert dagegen in der Kritik eine Schmutzkampagne. "Die Bürger sehen doch, dass hier ein populärer Minister mit Schmutz beworfen werden soll", sagte er dem Hamburger Abendblatt. Der Opposition gehe es vor allem um "Rambazamba". Das sei schon bei der "Gorch Fock"- und bei der Kundus-Affäre so gewesen. "Diese monatlich wiederkehrenden Hetzkampagnen gegen den Minister sind doch allzu durchsichtig", sagte Müller. "Hier geht es gar nicht mehr um sachliche Klärung, hier geht es doch um Diffamierung einer Person. Ich finde das einfach nur unanständig."

Müller unterstrich seine Solidarität mit Guttenberg, der sich für die Fehler in seiner Arbeit bereits entschuldigt habe. Guttenberg habe das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger nie verloren. "Das liegt vor allem daran, dass er als Verteidigungsminister exzellente Arbeit leistet", betonte Müller. Die Soldaten wüssten, dass es bei Guttenberg um einen Mann gehe, der in der Lage sei, "Verantwortung zu tragen und dem sie in ihrem Dienst, bei dem es täglich um Leben oder Tod geht, vertrauen".