Sind das die erhofften Entspannungssignale? Nordkoreas Grenzer schossen derweil auf Flüchtlinge und töteten fünf Landsleute.

Seoul. Nach den heftigen Spannungen auf der koreanischen Halbinsel in den vergangenen Wochen haben Süd- und Nordkorea eine wichtige Kommunikationsleitung an der Grenze wiederhergestellt. Beide Seiten nahmen am Mittwoch wieder Kontakt über die Telefon- und Faxleitungen für die direkte Kommunikation zwischen den jeweiligen Rot-Kreuzverbänden auf. Das teilte das Vereinigungsministerium in Seoul mit.

Die Leitungen zwischen den Verbindungsbüros beider Länder waren fast acht Monate lang unterbrochen. Die Öffnung der Leitung folgte den Entspannungssignalen aus dem kommunistischen Norden der geteilten Halbinsel seit Beginn des Jahres. Die Spannungen hatten sich durch den Beschuss einer zu Südkorea gehörenden Insel durch nordkoreanische Artillerie im November deutlich verschärft. Bei dem Angriff auf die nahe der umstrittenen Seegrenze im Gelben Meer liegenden Insel waren vier Südkoreaner getötet worden.

Im Dezember hatten nordkoreanische Grenzsoldaten nach einem Medienbericht fünf Landsleute auf der Flucht aus ihrer Heimat auf chinesischem Gebiet erschossen. Zwei weitere Nordkoreaner seien bei dem Fluchtversuch über die Grenze durch Schüsse der Soldaten verletzt und wieder nach Nordkorea zurückgebracht worden, berichtete die südkoreanische Zeitung „Chosun Ilbo“. Das Blatt berief sich auf einen Informanten in der Provinz Jilin im Nordosten Chinas. Der Zwischenfall habe sich bereits am 14. Dezember zugetragen.

Nordkoreanische Soldaten hätten bisher noch nie auf flüchtende Bürger des Landes geschossen, sobald sie China erreicht hätten. Das lasse darauf schließen, dass die Grenzsoldaten neue Anweisungen hätten, schärfer gegen fluchtwillige Landsleute vorzugehen, hieß es. Die sieben Nordkoreaner waren dem Bericht zufolge über den zugefrorenen Grenzfluss Yalu auf die chinesische Seite gelangt. Doch die Soldaten hätten sie verfolgt und auf die Gruppe geschossen. Jedes Jahr setzen sich zahlreiche Nordkoreaner aus dem stalinistisch geprägten Staat ab. Die meisten flüchten über die Grenze nach China. Ein Großteil versucht von dort aus, nach Südkorea zu gelangen.

Wegen der Atompläne Nordkoreas schlagen die USA Alarm. Innerhalb von fünf Jahren könne das Raketenprogramm laut US-Verteidigungsminister Robert Gates eine „direkte Bedrohung“ für die USA darstellen. Nach einem Treffen mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Hu Jintao in Peking verwies Gates auf die Entwicklung von Interkontinentalraketen und Atomwaffen durch Nordkorea. Die Krise auf der koreanischen Halbinsel war ein Hauptthema seiner Gespräche in Peking. Im Rahmen seiner Asienreise fliegt Gates an diesem Mittwoch nach einer Visite beim Oberkommando der chinesischen Atomstreitkräfte nach Südkorea und Japan weiter. Möglicherweise aus Rücksicht auf Pjöngjang, mit dem China eine historische Freundschaft pflegt, erwähnten Chinas Staatsmedien Gates’ offene Einschätzung der Gefahr durch Nordkorea zunächst nicht.