Säbelrasseln à la Seoul: Mit einem furchteinflößenden Manöver demonstrieren die Südkoreaner ihre Kampfbereitschaft. Der Norden reagiert kühl.

Seoul. Inmitten einer leichten Entspannung im Korea-Konflikt hat der Süden seine bislang größte Militärübung mit scharfer Munition angekündigt. Nach dem Manöver in einem umstrittenen Seegebiet zu Wochenbeginn setzt die Regierung in Seoul im Umgang mit dem kommunistischen Norden offenbar weiter auf Abschreckung. Das Soldatenaufgebot bei der für diesen Donnerstag geplanten Übung werde so groß sein wie nie zuvor bei einem Manöver zu Friedenszeiten, erklärte Südkoreas Armee.

Sechsmal so viele Artillerie-Einheiten wie gewöhnlich sowie Kampfflugzeuge und -hubschrauber sollen mit scharfer Munition schießen. Die Landübung soll in der Region Pocheon abgehalten werden, die etwa 30 Kilometer südlich der Grenze und etwa 50 Kilometer nördlich der Hauptstadt Seoul liegt. Solche Manöver sind deshalb von besonderer Brisanz, weil aus ihnen heraus sehr schnell Kriegshandlungen begonnen werden können.

Beobachter erwarten, dass Nordkorea sehr verärgert reagieren wird. Schon am Mittwoch startete die südkoreanische Marine nach Angaben des Verteidigungsministeriums eine dreitägige Übung mit scharfer Munition an der Ostküste der Halbinsel. An dem Manöver rund 100 Kilometer südlich der Seegrenze zu Nordkorea nahmen mindestens sechs Kriegsschiffe teil, wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Von offizieller Seite waren keine Details zu erfahren.

Südkorea führte erst am Montag eine äußerst umstrittene Übung mit scharfer Munition in einem zwischen Nord- und Südkorea strittigen Seegebiet durch. Nordkorea hatte für den Fall dieser Übung mit Krieg gedroht, sich nach dem Manöver aber ungewöhnlich zurückhaltend gezeigt. Der Norden hatte in dem umstrittenen Seegebiet am 23. November nach einem Manöver des Südens die südkoreanische Insel Yonpyong beschossen und vier Menschen getötet. Es war der schwerwiegendste Angriff seit dem Ende des Korea-Kriegs 1953.

Nordkorea hatte sich nach Aussage von US-Gouverneur Bill Richardson bereit erklärt, wieder Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) ins Land zu lassen. Der inoffizielle US-Gesandte erklärte, Nordkorea habe bei seinen Gesprächen eine pragmatische Einstellung an den Tag gelegt. Er äußerte zudem die Ansicht, das nordkoreanische Angebot könne zu einer Wiederaufnahme der Sechs-Parteien-Gespräche über das Atomprogramm Nordkoreas führen. An den Gesprächen sind neben den beiden koreanischen Staaten die USA, Russland, Japan und China beteiligt.