Der Mann wurde von einem Wasserwerfer im Gesicht getroffen, ist derzeit erblindet. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen die Polizei.

Stuttgart. Seine Augen waren blutig und aufgequollen. Der Mann mit den grauen Haaren musste von zwei Männern gestützt werden. Dietrich Wagner kam vergangenen Donnerstag als Demonstrant in den Stuttgarter Schlossgarten - und ging als einer der knapp 400 Verletzten. Der Mann müsse erneut an den Augen operiert werden, sagte eine Sprecherin des Katharinenhospitals am Mittwoch in Stuttgart. Auch ein zweiter Demonstrant, der beim Polizeieinsatz im Stuttgarter Schlossgarten an einem Auge schwer verletzt wurde, müsse erneut behandelt werden. Über bleibende Schäden könnten die Ärzte bei beiden noch keine konkreten Angaben gemacht werden.

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Dem Hamburger Nachrichtenmagazin „Stern“ schilderte Wagner, Ingenieur im Ruhestand, wie es zu seinen Verletzungen kam: Er habe versucht, Jugendlichen zu helfen, die vom Strahl des Wasserwerfers weggefegt worden waren. Deshalb habe er die Arme hochgerissen und den Polizisten gewunken, um ihnen zu bedeuten, sie sollten aufhören. Dann traf ihn selbst der Wasserstrahl direkt ins Gesicht – so massiv, dass der 66-Jährige ohnmächtig wurde. „Es fühlte sich an wie der Schlag von einem Riesenboxer“, sagte Wagner.

Chefarzt Egon Georg Weidle diagnostizierte bei Wagner „schwerste Augenverletzungen“. Am schlimmsten seien die „beidseitig schweren Prellungsverletzungen“, zitiert ihn der „Stern“. Die Lider seien zerrissen, der Augenboden eines Auges gebrochen, die Netzhaut vermutlich eingerissen. Die Linsen sind zerstört, sie müssen durch Kunstlinsen ersetzt werden. Der Patient „ist im Moment erblindet“. Er wisse nicht, wie gut sein Patient in Zukunft je wieder sehen wird. Laut „Stern“ hat er Strafanzeige gegen Innenminister Heribert Rech (CDU) wegen Körperverletzung gestellt.

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Im Katharinenhospital war nach dem gewaltsamen Polizeieinsatz vom vergangenen Donnerstag noch ein dritter Demonstrant stationär aufgenommen worden. Er sei inzwischen wieder entlassen und habe gute Chancen ohne Dauerschäden davongekommen zu sein, hieß es.

Anders sieht es bei einem Patienten in der Stuttgarter Charlottenklinik aus: Ein 22-Jähriger leidet laut „Stuttgarter Nachrichten“ unter einem sehr schweren Augen-Trauma. Voraussichtlich blieben Folgeschäden, er müsse intensiv ambulant behandelt werden, sagte Augenarzt Gangolf Sauder der Nachrichtenagentur dpa.