Die Hoffnung auf einen Gefangenenaustausch zwischen Israel und der Hamas sinkt. Netanjahu will keine “Erzterroristen“ freilassen.

Jerusalem. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat Hoffnungen auf einen baldigen Gefangenenaustausch mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas-Organisation gedämpft. Netanjahu knüpfte dabei die Freilassung von 1000 palästinensischen Häftlingen für den entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit an zwei Bedingungen. Er werde keine „Erzterroristen“ freilassen, sagte der Regierungschef am Donnerstag in Jerusalem. Darüber hinaus dürfe ein Teil der Palästinenser nicht zu ihren Familien in das Westjordanland zurückkehren, sondern müsse in den Gazastreifen ausreisen. Netanjahu begründete dies mit der Sorge vor neuen Terroranschlägen auf Israel.

Beide Forderungen hat die radikal-islamische Hamas bereits in der Vergangenheit abgelehnt. Hamas-Sprecher Salah Bardawil bezeichnete die Rede Netanjahus in Gaza als ein „Medien-Manöver“. Die Hamas habe weder von Israel noch vom deutschen Vermittler neue Vorschläge für einen Austausch erhalten. „Im Fall, dass wir ein neues Angebot erhalten, werden wir es sorgfältig prüfen“, sagte Bardawil.

Die Hamas hat bislang daran festgehalten, dass Israel 450 handverlesene Häftlinge freilässt. Darunter befinden sich Palästinenser, die wegen blutiger Terroranschläge in Israel zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt worden sind. Die Hamas lehnt auch eine Ausweisung von Häftlingen in den Gazastreifen ab.

Netanjahu äußerte sich angesichts des wachsenden öffentlichen Drucks in Israel, endlich den Gefangenenaustausch mit der Hamas unter Dach und Fach zu bringen. Die Familie des entführten Soldaten ist derzeit auf einem Gedenkmarsch von ihrem Heimatort in Nordisrael nach Jerusalem unterwegs. Dort will sie in einem Zelt vor dem Amtssitz Netanjahus solange ausharren, bis ihr vor vier Jahren entführter Sohn nach Hause kommt. Mehr als 1000 Israelis haben die Familie nach Medienberichten bislang täglich auf den Etappen begleitet.

Der öffentliche Druck sollte sich gegen die Hamas richten, statt gegen seine Regierung, sagte Netanjahu. Die Schalit-Familie hatte zuvor den Regierungschef kritisiert, weil er die Blockade des Gazastreifens gelockert hatte, ohne dies mit einer Freilassung des Soldaten zu verknüpfen.

Ein palästinensisches Kommando unter Führung der Hamas hatte Schalit am 25. Juni 2006 von israelischem Boden aus in den Gazastreifen verschleppt. Bei dem Angriff wurden zwei weitere Soldaten getötet.