„So etwas habe ich noch nicht erlebt.“ Der Airbus A340 der Kanzlerin durfte Iran nicht überfliegen. Eine zweite Maschine mit Ministern kam durch.

Berlin/Neu Delhi. Es war die Rache Mahmud Ahmadinedschads. Der iranische Präsident und Hardliner wollte offenbar mit einem hinterlistigen Trick die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre harte Haltung im Atomstreit mit dem Iran „bestrafen“. Seit Monaten gibt es für iranische Flugzeuge in Europa Landeverbote, Einschränkungen oder Kerosin-Rationierungen. Denn der Westen verdächtigt Ahmadinedschads Regime, unter dem Schutzmäntelchen der Forschung Atomwaffen herzustellen. Jetzt musste Merkel büßen und kam auf ihrer Reise nach Indien mit mehr als zwei Stunden Verspätung in der Hauptstadt Neu Delhi an. Grund für die Verspätung war, dass der Iran der brandneuen Regierungsmaschine Merkels – ein in Hamburg umgebauter und getaufter Airbus A340 – kurzfristig die Überflugrechte verweigerte.

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) nannte die Behinderung „absolut inakzeptabel“. Das sei eine „Respektlosigkeit gegenüber Deutschland, die wir nicht hinnehmen werden“, sagte er in Sydney. Er habe deshalb den iranischen Botschafter in Deutschland einbestellen lassen. Das Verhalten des Iran sei ein „Verstoß gegen alle internationale Gepflogenheiten“, so Westerwelle.

„So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagte Merkel zu dem Eklat. „Die Piloten auch nicht.“ Das Flugzeug der Kanzlerin mit einer großen Delegation an Bord musste in der Nacht zum Dienstag umdrehen und zunächst zwei Stunden über der Türkei kreisen, bevor es die Genehmigung zum Durchqueren des iranische Luftraums erhielt. Vor dem Abflug der Maschine aus Berlin am Montagabend hatte es nach Angaben der Bundesregierung grünes Licht für den Überflug gegeben. Dies sei aber später von iranischer Seite bestritten worden.

Eine zweite deutsche Regierungsmaschine, in der Bundesminister und Staatssekretäre zu den ersten deutsch-indischen Regierungskonsultationen reisten, kam ohne Probleme durch. Verteidigungsminister Thomas der Maiziere, Innenminister Hans-Peter Friedrich, Wissenschaftsministerin Annette Schavan und Verkehrsminister Peter Ramsauer erreichten Indien planmäßig. „Einen solchen Vorfall hat es noch nicht gegeben“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Offene Kritik an Iran äußerte er nicht. Der Vorfall sei aber „zumindest ungewöhnlich“. Welche Konsequenzen es geben werde, sei noch unklar. (abendblatt.de/dpa/rtr)