Die Maschine musste Schleifen über der Türkei fliegen und kam in Sprit-Not. Merkel war sauer – nach dem Aufwachen im Kanzler-Airbus.

Berlin/Neu Delhi. Der Sprit-Frage entkommt Angela Merkel nicht einmal an Bord der „Konrad Adenauer“. Eigentlich war in dem neuen Regierungs-Airbus A340 auf seinem ersten offiziellen Flug alles bestens organisiert, damit die Kanzlerin rechtzeitig zu den deutsch-indischen Regierungskonsultationen kommen würde. Relativ schnell legt sie sich nach dem zweitägigen anstrengenden Abstimmungsmarathon zur Energiewende in Berlin schlafen. Doch als das Flugzeug den iranischen Luftraum erreicht, wird es unerwartet hektisch. Denn die Iraner entziehen plötzlich die bereits erteilte Überflugerlaubnis, die „Konrad Adenauer“ schwenkt zurück auf Kurs in die Türkei. Und während die Passagiere auf ihren Bordcomputern nur seltsame Flugbewegungen angezeigt bekommen, entwickeln sich vorne im Flugzeug wilde Aktivitäten.

Merkels außenpolitischer Berater Christoph Heusgen wird geweckt. Als die Gespräche mit den Iranern keinen Erfolg bringen, werden die türkischen Behörden eingeschaltet, die ihrerseits Kontakt nach Teheran aufnehmen. Dann werden zu nächtlicher Stunde auch das Lagezentrum im Auswärtigen Amt und die neue Staatssekretärin Emily Haber alarmiert.

An Bord der „Konrad Adenauer“ muss der Pilot derweil die Sprit-Frage erörtern. Denn die Schleifen über türkischem Luftraum verbrauchen so viel Kerosin, dass der Weiterflug nach Neu Delhi gefährdet scheint. Die Kanzlerin müsste dann in Ankara landen. Dann endlich kommt der erlösende Anruf, Iran gibt nun doch grünes Licht. Die „Konrad Adenauer“ dreht und nimmt wieder Kurs auf Indien.

„Das hat es noch nicht gegeben“, staunt Regierungssprecher Steffen Seibert später. Offene Kritik an Iran will er nicht äußern. Aber es scheint klar, dass die Überflugverweigerung ein diplomatisches Nachspiel haben wird. „Das ist eine Respektlosigkeit gegenüber Deutschland, die wir nicht hinnehmen werden“, kommentiert Außenminister Guido Westerwelle das iranische Verhalten. Die Behinderung der Reise sei „absolut inakzeptabel“. Der iranische Botschafter wird ins Auswärtige Am einbestellt.

Ohnehin sind die Beziehungen zwischen Deutschland und der Führung in Teheran angespannt. Gerade die Kanzlerin gilt als harte Verfechterin scharfer Sanktionen im Streit über das Atomprogramm der Islamischen Republik. Merkel selbst wirkt nach den Turbulenzen um den Iran-Überflug entspannt. Die Folgen für die Kanzlerin sind überschaubar. Zwar muss ein bilaterales Treffen mit dem indischen Ministerpräsidenten Manohman Singh in den Abend verlegt werden. Aber im Grunde genommen haben die Iraner Merkel sogar einen Gefallen getan – sie konnte im Flugzeug eineinhalb Stunden länger schlafen. Von der Hektik hatte die schlafende Kanzlerin nämlich nichts mitbekommen. (rtr)