Vize-Fraktionschef Martin Lindner fordert Abstimmung über den Außenminister. FDP-Urgestein Gerhart Baum wirft Westerwelle Scheitern vor.

Berlin/Düsseldorf. In der FDP ist die Debatte über den Verbleib von Außenminister Guido Westerwelle im Außenamt wieder aufgeflammt – trotz der ersten Personalentscheidungen. Der neu gewählte Vizechef der Bundestagsfraktion, Martin Lindner, verlangt für den am Freitag beginnenden Parteitag eine Abstimmung über Westerwelles politische Zukunft. „Ich fordere, dass es direkt im Anschluss an die Bundesvorstandswahlen eine schriftliche Abstimmung über den Verbleib von Guido Westerwelle im Auswärtigen Amt gibt“, sagte er „Spiegel Online“. Sein Vorschlag diene dazu, den „wabernden Unmut über Westerwelle in einem einzigen Antrag zu kombinieren und zu bündeln“. Damit werde auch verhindert, dass in einer „schmutzigen Weise“ über Westerwelle gesprochen werde.

In der Parteiführung wird bei dem Delegiertentreffen ähnlich wie unlängst beim Landesparteitag in Nordrhein-Westfalen mit deutlichen Unmutsbekundungen gegen Westerwelle gerechnet, der dort den Parteivorsitz an seinen designierten Nachfolger Philipp Rösler abgibt. Generalsekretär Christian Lindner verwies auf die Generaldebatte zur Lage der FDP am Freitag. „Es wird über das gesamte Führungspersonal kritische Stimmen geben, auch über ihn.“

Lindner rechnet aber nicht damit, dass die Delegierten möglichen Unmut bei der Abstimmung über den von Westerwelle erarbeiteten Antrag zum Thema Euro zum Ausdruck bringen werden. Der frühere Innenminister Gerhart Baum sagte im Deutschlandfunk, Rösler sei es gelungen, das Personalgerangel zu beenden und einen Generationenwechsel herbeizuführen. Dass Westerwelle Außenminister bleibe, könne er jedoch nicht verstehen. Dieser trage die Verantwortung für den Vertrauensverlust der FDP. Baum schrieb im „Handelsblatt“: „In Sachen Guido Westerwelle darf es keine falsche Loyalität geben, auch wenn seine Ära durchaus Erfolge aufzuweisen hat“, so Baum. „Letztlich ist er gescheitert.“

Der Politikwissenschaftler Gerd Langguth sagte der Nachrichtenagentur Reuters, ob die neue junge Garde mit ihren Neuanfang Erfolg haben werde, werde sich daran zeigen, wie sich die Mannschaft schlage und ob es ihr gelinge, mit neuen Themen und Personen „Westerwelle vergessen zu machen“. (rtr/dapd)