Rösler setzt sich durch in der FDP - und erinnert dabei an Merkel.

Viel ist über Führungsstärke und Durchsetzungskraft des designierten FDP-Vorsitzenden gemutmaßt worden. Am Ende des Machtkampfes, der selbst im Maßstab der Liberalen als hart gelten darf, steht Philipp Rösler als einziger echter Sieger da.

Wenn der Parteitag in Rostock nach Plan verläuft, ist die Westerwelle-FDP passé. Birgit Homburger räumt den Fraktionsvorsitz und wird mit einem Stellvertreterposten in der Partei abgefunden. Rainer Brüderle gibt nicht nur sein Parteiamt auf, sondern muss auch das Wirtschaftsministerium verlassen, das er als politisches Lebensziel begriffen hat. Der Vorsitz der Bundestagsfraktion, der andere Eigenschaften als Leutseligkeit erfordert, wird ihm weniger liegen.

Bemerkenswert ist auch, wie Rösler andere Aufsteiger auf Distanz hält. Christian Lindner bleibt, was er war: Generalsekretär. Und Daniel Bahr, der als Erster seine Kandidatur für den Vizevorsitz der FDP annoncierte, kommt nun nicht zum Zug. Dafür übernimmt er das Gesundheitsministerium, das wenig Raum für Erfolge lässt.

Rösler hat eine Struktur geschaffen, die es ihm ermöglicht, ein starker Vorsitzender zu werden. Als zweiter Mann im Kabinett, der Wachstumszahlen und nicht Praxisgebühren verantwortet, kann er der Bundeskanzlerin auf Augenhöhe begegnen.

Nützlich für Rösler war, dass er unterschätzt wurde. Als ihm niemand mehr zutraute, sich aus dem Gesundheitsressort zu lösen, leitete er seinen Wechsel ins Wirtschaftsministerium ein. Auch Angela Merkel profitierte immer wieder davon, dass ihr mancher Kraftpolitiker aus der Union zu wenig zutraute.

Eine weitere Gemeinsamkeit fällt auf: der abwartende Führungsstil. Wie Merkel ist Rösler nervenstark genug, die Dinge eine Weile treiben zu lassen, Entwicklungen genau zu beobachten - und im günstigen Moment eine Entscheidung herbeizuführen. Nicht das Machtwort ist ihr Instrument, sondern geschickte Moderation.

In einem wird sich Rösler allerdings von Merkel unterscheiden müssen, wenn er die FDP aus ihrer Existenzkrise führen will. Wer um Glaubwürdigkeit ringt, braucht einen verlässlichen Kompass. Ein Zickzackkurs, wie ihn Merkel auf zentralen Feldern fährt, würde den Liberalen nicht gut bekommen. Die Energiepolitik nach Fukushima wird Röslers erste Bewährungsprobe sein.