Christoph Schwennicke, Chefredakteur des in Berlin produzierten Magazins „Cicero“, und Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend an dieser Stelle veröffentlichen.
Haider: Lieber Christoph, die Wahl des neuen SPD-Vorsitzenden-Duos läuft, und wir müssen uns festlegen, es nutzt nichts. Wer kommt ins Finale und warum?
Schwennicke: Ich habe das ungute Gefühl, dass es gar kein Finale gibt.
Haider: Das musst du mir erklären. Glaubst du tatsächlich, dass schon im ersten Wahlgang eines der Paare die absolute Mehrheit erreicht?
Schwennicke: Nein. Im Gegenteil. Ich befürchte, dass es ein disparates, diffuses Ergebnis gibt, mit dem du keine zwei Paare eindeutig und unstreitig ins Finale schicken kannst.
Haider: Du meinst, am Ende haben mehrere Paare irgendwas um die 20 Prozent, und dann gehen zwei ins Finale, die eine Mehrheit der SPD-Mitglieder nicht haben will? So habe ich das noch gar nicht gesehen, das wäre für die Partei echt deprimierend ... und es könnte noch schlimmer kommen, nämlich wenn am Ende ein oder zwei Prozent darüber entscheiden, wer in die Stichwahl kommt. Müssen nicht wenigstens Scholz/Geywitz einen Wert über 20 Prozent erreichen?
Schwennicke: Müssen muss gar nichts. Aber du hast gesagt, „wir müssen uns festlegen“. „Wir“ ist Plural. Erste Person Plural. Ich habe meinen Tipp einer totalen Konfusion durch Verwässerung abgegeben. Jetzt du!
Haider: Ich glaube, dass Ralf Stegner und Gesine Schwan für eine große Überraschung sorgen – und dass sie im Finale auf Scholz und Geywitz treffen. Einfach, weil das die Bekanntesten unter den Bewerbern sind ... So, traust du dich jetzt auch noch eine Vorhersage mit Namen?
Schwennicke: Nicht so richtig. Du weißt, ich bin kein Schisser und habe gerade hier bei dir schon oft viel riskiert. Aber hier nur so viel: Geywitz/Scholz sind vorne mit dabei. Ja. Schwan/Stegner niemals. So haben wir beide doch immerhin ’ne Wette laufen.
Haider: Einig sind wir uns immerhin, dass ein Triumphzug an die Spitze einer Partei anders aussieht ...
Schwennicke: Ja, und dass die CDU das besser nicht mit einer Urwahl zum Kanzlerkandidaten nachmachen sollte.
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