Kolumne

Wahlsonntag im Osten trifft auf Gleichgültigkeit in Berlin

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Lars Haider (l.) ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Christoph Schwennicke ist Chefredakteur des Magazins "Cicero".

Lars Haider (l.) ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Christoph Schwennicke ist Chefredakteur des Magazins "Cicero".

Foto: Laible/Cicero

Zwischen Hamburg und Berlin: Ein E-Mail-Wechsel von Abendblatt und „Cicero".

Christoph Schwennicke, Chefredakteur des in Berlin produzierten Magazins „Cicero“, und Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend an dieser Stelle veröffentlichen.

Haider: Lieber Christoph, der große Wahlsonntag in Ostdeutschland liegt vor uns. Was kommt da auf die Parteien in Berlin zu?

Schwennicke: Die Regierungsparteien CDU und SPD werden gefleddert werden, die SPD noch stärker als die CDU. Grüne und AfD werden stark sein. FDP dümpelt wieder um die fünf Prozent, wie so oft, wobei der Osten eine harte Scholle für sie ist. Und Die Linke wird, gemessen an alter Größe dort, ein Schatten ihrer selbst sein.

Haider: Und weil das alle wissen, wird es in Berlin die üblichen Kommentare geben, aber keine Aufregung?

Schwennicke: Ja. Ich schwöre hier bei dir im Hamburger Abendblatt einer bisher vertretenen These ab: Nix wird passieren hinterher in Berlin. Es ist dann zwar die vierte Abwahl in Folge der Großen Koalition. Die Abstumpfung ist aber so groß und die Gewöhnung an die Agonie auch, dass nichts Grundstürzendes passieren wird. Es wird alles weiterdümpeln. Die passive Gleichgültigkeit der Mehrheit der Wählerschaft findet ihre Entsprechung in dieser Regierung. Insofern ist dieser Stillstand ein durch und durch demokratisch legitimierter Zustand.

Haider: Und zwei Parteien werden feiern, die grundverschieden sind, aber von der momentanen Lage profitieren, die Grünen und die AfD.

Schwennicke: Weil sie ersatzweise die Pole bilden, die in normalen Nicht-GroKo-Zeiten SPD und Union als Regierung und Opposition abbilden.

Haider: Carsten Brosda, unser Kultursenator, schreibt in seinem neuen Buch „Die Zerstörung“, dass beide Parteien von der Angst der Wähler profitieren. Die AfD von der Angst vor der Überfremdung, die Grünen von der Angst vor den Folgen des Klimawandels. Hat er recht?

Schwennicke: Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer, dass beide, nennen wir es: Befürchtungen, diesseits der damit einhergehenden Übertreibungen eine reale Basis haben und nicht irgendein Hirngespinst sind. Sonst triggerten sie nicht.

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