Berlin. Der Kreml will die totale Kontrolle der Medien, meint Theresa Martus. Putins Krieg in der Ukraine kann aber nur die Wahrheit stoppen.

Die Nacht ist Tag, Schwarz ist Weiß, und der Krieg ist nicht Krieg, sondern eine militärische „Spezialoperation“ zur „Befreiung“ des Nachbarlandes. Das sind die Regeln, die jetzt in Russland gelten sollen.

Mit allergrößter Härte und ohne jedes Bemühen um Subtilität versucht der russische Prä­sident Wladimir Putin zu verhindern, dass die Menschen in seinem Land erfahren, dass er einen souveränen Nachbarstaat überfallen hat und sich dort nun in Kellern und U-Bahn-Stationen Frauen, Männer und Kinder vor den Bomben und Granaten verstecken, die er auf ihre Wohnhäuser fallen lässt.

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Theresa Martus, Politik-Korrespondentin
Theresa Martus, Politik-Korrespondentin © Reto Klar | Reto Klar

Kreml ringt um totale Kon­trolle der Medien

Die harten Strafen für die Berichter­stattung, das Sperren sozialer Netzwerke: Der Kreml ringt um die totale Kon­trolle der russischen Medienlandschaft. Den Informationskrieg außerhalb von Russland hat Putin längst verloren gegen einen twitternden Ex-Comedian.

Doch innerhalb Russlands sieht es anders aus. Zwar gibt es Proteste aus der Wissenschaft, der Kunst, von Oligarchen und von Tausenden sehr mutigen Menschen auf Demonstrationen in vielen russischen Städten. Doch die Demonstranten sind wenige in einem Land von rund 145 Millionen Menschen.

Einige werden die Wahrheit ahnen oder erfahren

Wladimir Putin hat über weite Teile der mehr als 20 Jahre, die er im Kreml nun an der Macht ist, die ­Mehrheit der Menschen in Russland hinter sich gehabt. Er ist darauf angewiesen, dass dies so bleibt – und die totalitär anmutenden neuen Mediengesetze zeigen, wie weit der Präsident dafür zu gehen bereit ist.

Einige Russinnen und Russen werden die Wahrheit ahnen oder erfahren. Etwa weil sie wissen, wie man Internetsperren umgeht. Oder weil sie Freunde im Ausland haben. Oder den Verlautbarungen aus dem Kreml schlicht misstrauen. Doch für viele wird der Krieg wohl eine „Spezialoperation“ bleiben.

Das ist bitter. Vor allem für die Ukraine. Denn stoppen können Putin wohl nur die Russinnen und Russen selbst. Und dafür müssen sie die Wahrheit kennen.

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